Oscar Wilde - Das Bildnis des Dorian Gray

  • Ich starte gerade den zweiten Versuch, dieses Buch zu lesen. Den ersten habe ich vor ein paar Monaten abgebrochen, weil mir die Konzentration dazu gefehlt hat. Also auf ein Neues.

    Ich werde auch einen Blick in die Leserunde werfen, die dazu stattgefunden hat: Leserunde

    ASIN/ISBN: 3843048088


    Schon das Vorwort enthält interessante Aussagen, z. B. die über Kritik bzw. Kritiker:

    Zitat

    Die höchste wie die niederste Form der Kritik ist eine Art Selbstbiographie.

    Zitat

    Den Beschauer und nicht das Leben spiegelt die Kunst in Wahrheit.

    Oder einfach gesagt: Alles, was man sagt, kann gegen einen verwendet werden. :lache Also hübsch vorsichtig sein.

  • 1. Kapitel


    Jetzt ärgere ich mich über mich selbst. Wilde schafft eine so schöne, luftig leichte Atmosphäre im Atelier des Malers Basil Hallward, und mir fällt nicht besseres ein, als mir darüber Gedanken zu machen, ob das zusammenpasst: Sommerwind und der Geruch von Flieder (der blüht doch im April/Mai?). Als ob das wichtig wäre!


    Der Maler scheint bei der Betrachtung seines Gemäldes eine böse Vision zu haben. Nun ja, er Klappentext hat es schon längst verraten.


    Basil möchte sein neuestes Werk nicht ausstellen, weil er in ihm „das Geheimnis meiner eigenen Seele aufgedeckt“ hat. Steht das nicht im Widerspruch zu der Aussage im Vorwort, dass es der Betrachter ist, der das Bild interpretiert und somit viele verschiedene Aussagen über das Bild und seinen Maler existieren müssten?


    Was ist das für eine Behauptung!

    Zitat

    Die Hässlichen und die Dummen sind in der Welt am besten daran. Sie können behaglich dasitzen und sorglos dem Spiel zuschauen... sorglos, gleichgültig und ohne Unruhe.


    Das ist meiner Meinung nach völlig falsch. Die Hässlichen und Dummen sind nicht sorglos, gleichgültig und ohne Unruhe. Sie sind unzufrieden, frustiert und neidisch. Schließlich vergleichen sie sich mit anderen.

  • Es fällt mir schwer nachzuvollziehen, welche Faszination Dorian auf Basil ausübt. Wahrscheinlich kann das nur ein Künstler.


    Was ich von Lord Henry halten soll, weiß ich auch noch nicht. Ich weiß nicht, was er ernst meint und was nicht. Auch Basil zweifelt einiges an. Es sind aber sehr interessante Aussagen dabei.

    Zitat

    „Gewissen und Feigheit sind in Wahrheit ein und dasselbe.“

    Da ist schon etwas Wahres dran. Gewissen wird maßgeblich von der Gesellschaft geformt. Wenn man gegen sein Gewissen handelt, handelt man oft im Grunde nur gegen die Normen der Gesellschaft, und das erfordert Mut.


    Seine Ansichten über Bildung sind sehr befremdlich. Er vergleicht sie mit überteuerten Antiquitäten. Ich vermute, das ist gegen die gehobene Gesellschaft gerichtet, die sich mit Wissen wichtig machen will.


    Ich frage mich, was das für eine Freundschaft zwischen Lord Henry und Basil ist. Lord Henry scheint Basil nicht ernst zu nehmen. Aber wen nimmt er überhaupt ernst?


    Das Ende des Kapitels lässt nichts Gutes ahnen, wenn Basil bittet:

    Zitat

    „Verdirb ihn nicht.“

  • Ich habe diesen Roman schon dreimal gelesen und fand ihn immer großartig. Ich beneide dich, dass es für dich das erst Mal ist.

    Leider finde ich gerade nicht die Zeit, auf deine Beiträge einzugehen, aber ich verfolge das mal.

  • 2. Kapitel


    Was ist das für ein Spiel, das Lord Henry da treibt? Denn wie ein Spiel schaut es für mich aus, wie er ausprobiert, wie er Einfluss auf andere Menschen nehmen kann. Aktuell ist Dorian sein Versuchsobjekt. Auf raffinierte Weise erreicht er, dass er dabei bleiben darf, während Dorian Modell sitzt.


    Gleichzeit erklärt er, dass es keinen guten Einfluss gibt, denn jeder Einfluss ist schlecht, da er den Menschen abhält, er selbst zu sein.

    Wo er Recht hat, hat er recht. Allerdings kann ich mir kein Leben vorstellen, in dem es keinen Einfluss gibt. Jeder beeinflusst doch jeden auf gewisse Weise.

  • Ich habe mich natürlich auch gefragt, inwieweit homosexuelle Gefühle im Spiel sind. Möglich, dass Basil gegenüber Dorian solche empfindet. Allerdings ist ja gerade die Unschuld Dorians ein Bestandteil seiner faszinierenden Ausstrahlung.

    Zitat

    leidenschaftliche Keuschheit der Jugend … er hatte sich in seiner Unbeflecktheit vor der Welt bewahrt.

    Und da für Basils künstlerische Schaffenskraft Dorian existentiell wichtig ist, wird er wohl alles daran setzen, dass Dorian diese Ausstrahlung behält.


    Lord Henry fängt an, Dorian subtil zu bearbeiten. Ich finde es erstaunlich, dass er einem Menschen, den er zum ersten Mal in seinem Leben sieht, solche Sachen an den Kopf wirft.

    Zitat

    „Sie haben Leidenschaften gehabt, die Ihnen bange machten, Gedanken, die Sie in Schrecken setzten, Träume bei Tag und Träume im Schlaf, die, wenn Sie nur daran denken, das Blut der Scham in Ihre Wangen jagen ...“

    Wie alt ist Lord Henry eigentlich? Setzen solche Aussagen nicht eine gewisse Lebenserfahrung voraus? So ein Verhalten würde ich eher bei einem älteren Menschen erwarten.


    Ich frage mich, welche Absichten Lord Henry verfolgt. Ist es vielleicht mehr als nur ein Spiel?


    Zu gern wüsste ich, welches Buch er meint, das er mit 16 Jahren gelesen hat und das ihm vieles offenbart hatte, was er zuvor nicht gekannt hatte.

  • 2. Kapitel (Fortsetzung)


    Lord Henry redet Dorian ein, dass die Schönheit das Wichtigste im Leben ist. Das klingt zunächst völlig abwegig, und ich denke, dass Lord Henry selbst nicht davon überzeugt ist und es nur als Mittel einsetzt, um Dorian zu manipulieren.


    Aber so ganz Unrecht hat er nicht. Natürlich ist Schönheit ein Türöffner. Wenn man dann noch in der priviligierten Situation ist, dass man sich um seinen Lebensunterhalt keine Sorgen machen muss, sehr viel Zeit und keine sinnvolle Aufgabe hat und in einer oberflächlichen Gesellschaft verkehrt, dann rückt natürlich die Schönheit in der Rangliste der wichtigen Dinge nach oben.


    Basil tut mir irgendwie Leid. Lord Henry tut genau das, was er auf keinen Fall will, und er merkt es erst, als es zu spät ist. Doch seltsamerweise kann Basil sein Meisterwerk gerade dann vollenden, als Dorian sich seiner Schönheit und deren Vergänglichkeit bewusst geworden ist.

  • 3. Kapitel


    Im folgenden wird klar, was Lord Henry an Dorian fasziniert:

    Zitat

    Zu ihm sprechen war, wie wenn man auf einer köstlichen Geige spielte. Er entsprach jedem Strich und jeder zitternden Bewegung des Bogens


    und was seine Absichten sind:

    Zitat

    Seine Seele in eine anmutige Gestalt zu projizieren und sie dort einen Augenblick verweilen zu lassen; seine eigenen Geistestendenzen im Echo zu hören, vermehrt um all die Musik der Leidenschaft und Jugend; sein Temperament in ein andres hineinzuleiten, als ob es ein feines Fluidum oder ein seltsamer Duft wäre: Darin lag eine wahrhafte Freude – vielleicht die befriedigenste Freude, die uns in einer Zeit geblieben, die so beschränkt und gemein war wie unsre, die in ihren Genüssen so grob fleischlich und in ihren Zielen so grob gewöhnlich war


    Das hat schon etwas Gruseliges. Es wirkt auf mich schon beinahe so, als ob er selbst einen Menschen erschaffen will. Frankenstein!


    Und er tut dies alles, wie mir scheint, weil er nichts besseres zu tun hat, aus Langeweile und fehlenden anderen Aufgaben und Zielen.

  • Die Beschreibung des Frühstücks bei Lord Henrys Tante ist sehr amüsant zu lesen, tolle Formulierungen, lustige Beschreibungen der anwesenden Personen, geistreiche Bemerkungen.

    Hier zeigt sich auch Lord Henrys Bildung, über die er zuvor noch gelästert hat. Klingt da nicht Platons Ideenlehre durch? Bezieht er sich auf Erasmus von Rotterdams „Laus stultitiae“, wenn vom Lob der Narrheit die Rede ist?


    Interessant finde ich seinen Gedanken, dass er für Dorian das sein will, was Dorian für Basil ist, nämlich "in ihm Herr zu sein".


    Ich frage mich, ob man solche Manipulationen betreiben kann, wenn Gefühle im Spiel sind. Bisher klingt das alles sehr gefühllos.

  • 4. Kapitel

    Dorian hat sich also halsüberkopf verliebt. Wie er Sibyl beschreibt! So spricht doch kein Mensch. Aber es ist jedenfalls schön zu lesen.


    Und Lord Henry schreibt sich das „Erwachen“ Dorians als seinen Verdienst zu. Ich halte das für übertrieben. Nur weil er ihm diese Dinge von seiner Schönheit und deren Vergänglichkeit gesagt hat, wäre er früher reif geworden. Sicher hat er auf Dorian großen Eindruck gemacht. Das war aber meines Erachtens nach nur möglich, weil er bereits so weit war und empfänglich dafür war. Wenn statt Lord Henry ein hübsches Mädchen oder auch reifere Frau ihm schöne Augen gemacht hätte, wäre genau das gleiche passiert.


    Erschreckend finde ich Lord Henrys Gedanken:

    Zitat

    „Es kam nichts darauf an, wie all das endete. Er war wie eine der zierlichen Gestalten auf einer gestickten Tapete oder in einem Spiel, deren Freuden einem fremd zu sein scheinen, aber deren Schmerzen den Schönheitssinn erschüttern...“

    Also: Dorian ist für Lord Henry eher eine Figur als ein lebender Mensch. Ein Forschungsobjekt. Wie abscheulich!


    Die letzten Gedanken Lord Henrys in diesem Kapitel verstehe ich nicht. Er denkt zum Thema Forschen:

    Zitat

    „Es gab so feine Gifte, dass, wer ihre Eigenschaften kennenlernen wollte, selbst von ihnen krank werden musste ... Aber was empfing man auch für einen Lohn! … Für ein Sinnenerlebnis konnte man nie zu hohen Preis zahlen.“

    Ich weiß jetzt nicht, was er mit „Giften“ und „Krankheiten“ meint. Und von welchem Preis spricht er?

  • Die letzten Gedanken Lord Henrys indiesem Kapitel verstehe ich nicht. Er denkt zum Thema Forschen:

    Ich weiß jetzt nicht, was er mit„Giften“ und „Krankheiten“ meint. Und von welchem Preisspricht er?

    Dorian ist für ihn das eigentliche Objekt seiner Forschung. Er spricht in seinen Gedanken auch davon, dass er ihn vor der Zeit reif gemacht hat. Was er will, ist Ergebnisse zu beobachten, zu beobachten wie Dorian sich den Leidenschaften ergibt, und er will der Mentor, der große Marionettenspieler sein.

    Diese Leidenschaften, Gefühle, vielleicht auch Süchte sind die Gifte und Krankheiten, die er meint, denke ich. Ermessen kann man sie nur, wenn man sie kostet, ganz auslebt, auch wenn das schmerzlich oder gefährlich sei.

    So verstehe ich es jedenfalls.


    Ich glaube nicht, dass er so schnell damit gerechnet hat, dass Dorian sich mit Sibyl Vane verlobt. Ich glaube, er hatte ganz anderes mit ihm vor, als dass sich sein "Schüler" so schnell festlegt.

  • er will der Mentor, der große Marionettenspieler sein.

    Das Wort "Marionettenspieler" ist mir auch dazu eingefallen. Aber ich finde, es passt nicht. Lord Henry will Dorian nicht steuern, wie eine Puppe, sondern Impulse setzen und schauen, was dabei raus kommt.

    Diese Leidenschaften, Gefühle, vielleicht auch Süchte sind die Gifte und Krankheiten, die er meint, denke ich. Ermessen kann man sie nur, wenn man sie kostet, ganz auslebt, auch wenn das schmerzlich oder gefährlich sei.

    Ja, das könnte so sein. Im 2. Kapitel plädiert er dafür, seine Triebe auszuleben. Das kann natürlich auch zu Leid, Schmerzen etc. führen.

    Ich glaube nicht, dass er so schnell damit gerechnet hat, dass Dorian sich mit Sibyl Vane verlobt. Ich glaube, er hatte ganz anderes mit ihm vor, als dass sich sein "Schüler" so schnell festlegt.


    Ich denke auch, dass er davon überrascht war. Ich glaube aber nicht, dass er konkrete Pläne mit Dorian hatte. Die Verlobung wird ihn allerdings nicht davon abhalten, Dorian weiterhin zu manipulieren.

  • made, deine Kommentare beweisen mir, dass es dringend an der Zeit ist, das Buch mal im Original zu lesen. Ich kenne es als gekürzte Fassung für Englisch-Schüler, die habe ich in der Schule gelesen.

    Aber da fehlte so Einiges.


    Ich mache mich im Winter mal an das Buch und lese dann diesen Thread noch einmal.

    Danke, dass du dir so viel Mühe machst. :wave

  • 5. Kapitel


    Sibyls Bruder Jim ist erst 16 Jahre alt! Wie erwachsen er wirkt! Und er will allein nach Australien. Ich habe mir das schon öfter vorzustellen versucht, wie das damals war. Man geht weg in dem Bewusstsein, dass man für viele Jahre oder vielleicht sogar für immer nicht mehr zurückkehrt. Kein Telefon, ab und zu ein Brief und das wars dann. Das ist ja für den jeweils anderen fast schon wie sterben.


    Jim sieht die Gefahr, in die Sibyl hineinschlittern könnte. Es ist mir aber nicht klar, ob das wirklich allein aus Sorge um Sibyl ist oder ob er eher aus Eifersucht Dorian schlecht machen möchte.


    Ich versuche gerade, Jim und Dorian miteinander zu vergleichen. Jim wirkt wesentlich vernünftiger und verantwortungsbewusster als Dorian. Ich weiß aber nicht, wie Jim sich verhalten würde, wenn er sich verlieben würde.


    Die Mutter ist ja eine Nummer. Das ganze reale Leben scheint für sie eine Theatervorstellung zu sein, die sie inszenieren muss. Warum macht sie das? Ist das eine Flucht vor dem realen Leben?

    Das macht Wilde großartig!


    Dass sie will, dass ihre Tochter einen Reichen heiratet, kann ich ja nachvollziehen. Sie will ihre Tochter abgesichert wissen. Ihr Leben wäre ganz anders verlaufen, wenn es bei ihr damals geklappt hätte. Denkt sie zumindest.

  • 6 Kapitel


    Was ist das für eine Dreier-Beziehung? Basil ist völlig abgemeldet und Lord Henry lässt ihn das deutlich spüren.

    Ich frage mich, wozu er ihn noch braucht. Es wäre sicher kein Problem für ihn, Dorian so zu manipulieren, dass er sich von Basil völlig zurückzieht.

    Aber vermutlich braucht Lord Henry einfach Zuschauer für sein Spiel. Und Basil macht mit, weil er Dorian beschützen will. Dass er ihn als Inspirationsquelle verloren hat, dämmert ihm so langsam.


    Dann äußert sich Lord Henry auf die Sorge Basils, Dorians Leben könnte zerstört werden, ziemlich nüchtern und kalt.

    Zitat

    „Was das zerstörte Leben angeht, so ist kein Leben zerstört, dessen Wachstum nicht gehemmt wird.“

    Natürlich bringen einen Erfahrungen weiter, aber irgendwo ist Schluss.


    Lord Henry:

    Zitat

    „Gut sein heißt in Harmonie mit sich selbst sein“

    Da steckt schon was Wahres drin. Wenn man mit sich in Harmonie ist, hat man eine positive Ausstrahlung. Ich kann mir auch vorstellen, dass man dann den anderen gegenüber toleranter ist. Aber ist man einfach dadurch in Harmonie mit sich selbst, indem man seine Leidenschaften auslebt? Ich denke, so einfach ist das nicht.


    Zitat

    „Ja, Dorian, du wirst mich immer lieb haben.“

    Woher nimmt er die Sicherheit? Ich jedenfalls erwarte zum jetzigen Zeitpunkt, dass Dorian irgendwann auf die Schnauze fallen und sauer auf Lord Henry sein wird. Aber womöglich ist das zu einfach.


    Zitat

    „Ich stelle dir alle Sünden dar, die zu begehen, du nie den Mut hast.“

    Ich habe den Eindruck, dass er Dorian mit diesem Satz dazu anstacheln will, ihm genau das Gegeteil zu beweisen.


    Zitat

    „Ich habe alles kennengelernt“, sagte Lord Henry, und in seinen Augen lag ein müder Ausdruck“

    Wie traurig ist das denn! Gibt es das überhaupt, alles kennengelernt zu haben? Was ist für ihn "alles"? Leider weiß der Leser bisher kaum etwas aus seinem Leben. Aber wenn es in seinem Leben nichts mehr gibt, was er kennenlernen könnte, bleibt ihm wirklich nichts anderes mehr übrig, als sich darauf zu konzentrieren, anderen dabei zu helfen, in die gleiche Situation zu kommen und zwar möglichst schnell, in jungen Jahren.

  • 7. Kapitel


    Was für ein Kapitel! Eine Überraschung nach der anderen.


    Sibyl kann nicht mehr spielen. Da war ich genauso überrascht wie Dorian und seine Begleiter. Sie ist durch ihre Liebe zu Dorian quasi aus einer Schattenwelt ins Licht getreten.


    Dorian ist völlig enttäuscht. Es zeigt sich, dass er nicht Sibyl geliebt hat, sondern ihre Kunst.


    Die beiden haben sich genau entgegengesetzt entwickelt. Für Sibyl ist die Kunst nur mehr ein Abglanz des Lebens, während für Dorian Kunst alles ist.

    Als Dorian nach Hause kommt, stellt er fest, dass sich sein Bildnis verändert hat. Er merkt, dass dieses Bild nicht nur ein Abbild seines Äußeren ist, sondern ein Spiegel seiner Seele.

    Ich finde das schon gruselig. Wenn ich mir vorstelle, man schaut sein eigenes Bild an und entdeckt dann Charaktereigenschaften, die einem selbst gar nicht so bewusst waren. Schaut so ein Bild mit der Zeit dann nicht eher wie eine Karikatur aus?


    Immerhin verspürt Dorian ein schlechtes Gewissen gegenüber Sibyl. Soweit ist Lord Henrys Einfluss also noch nicht kommen, der ja das Gewissen als eine Empfindung des Mittelalters bezeichnet hat.

    Dorian will alles wieder gut machen. Ob das gelingt? Dazu müsste er sich erst ganz aus der Einflusssphäre Lord Henrys entfernen und dann den Samen, den der gelegt hat, ausreißen. Das wird bestimmt nicht einfach.


    Wieso erwähnt Wilde immer wieder, dass der unappetitliche Theaterdirektor Jude ist?