Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

  • Gebundene Ausgabe: 464 Seiten

    Verlag: hanserblau; Auflage: 3 (22. Juli 2019)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3446264191

    ISBN-13: 978-3446264199



    Inhaltsangabe:



    Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.



    Autoreninfo:



    Delia Owens, geboren in Georgia, ist vor Kurzem nach North Carolina gezogen. Über zwanzig Jahre erforschte die Zoologin in verschiedenen afrikanischen Ländern Elefanten, Löwen und Hyänen. Als Kind verlebte Owens die Sommerurlaube mit ihren Eltern in North Carolina, wo auch ihr Romandebüt spielt.



    Meine Meinung:



    Titel: Die Natur ist ein Teil von uns...



    Die Leseprobe zum Buch war so genial, dass ich es einfach lesen musste. Und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.



    In der Geschichte geht es um Kya Clark und ihre Familie, die abgeschieden im Sumpfland der Region leben, immer von der Hand in den Mund. Irgendwann ist Kya gänzlich allein, von allen verlassen. Wird sie als Kind in der Lage sein dies zu meistern? Was für Auswirkungen hat dies auf ihr späteres Leben?



    Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich sehr lange für diesen Roman gebraucht habe. Dies lag aber nicht an der Qualität der Geschichte, sondern schlichtweg weil das Thema so ernst ist, dass man nicht fröhlich innerhalb weniger Tage liest.



    Kya hatte ich bereits nach den ersten Seiten bildlich vor Augen und es tat mir in der Seele weh wie sie vernachlässigt wird. Für mich grenzte es an ein Wunder, dass jemand sich noch so positiv entwickeln kann. Ihre Kindheit las sich äußerst interessant, wenn auch viele Passagen bei mir auf die Stimmung gedrückt haben, weil einiges echt tragisch ist. Ich kann mir als Erwachsene schon nicht vorstellen wie es ist, wenn die eigene Mutter von heute auf morgen spurlos verschwunden ist. Wie soll das da erst für ein Kind sein? Und nicht lesen zu können, das ist für mich unvorstellbar. Ich habe Kya jedenfalls sofort in mein Herz geschlossen und mit ihr gelitten.



    Mir hat gut gefallen, dass das Augenmerk mehr auf Kya lag und nicht auf dem Mordfall. Dieser wird am Rande immer wieder erwähnt mit allen Ermittlungen und erst zum Ende hin fügt sich wie der Fall mit dem Leben von Kya in Verbindung steht.



    Die große Kunst der Autorin hier war ganz klar aufzuzeigen was Vorurteile und Gerüchte für einen Einfluss auf das Leben der Menschen hat. Nichts ist wie es auf dem ersten Blick erscheint.



    Ebenfalls sehr gelungen empfand ich die Beschreibungen von Natur und Tieren, was für mich etwas sehr idyllisches hatte. Eigentlich nicht unbedingt das schlechteste Leben, wenn man so wie Kya im Einklang mit der Natur lebt.



    Das Ende hatte ich mir so gewünscht und auch bekommen, von daher bin ich mit der Lektüre überaus zufrieden.



    Fazit: Ein Roman, dessen Geschichte mir lange im Kopf bleiben wird, da sie mich sehr berührt hat. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Klasse!



    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

    ASIN/ISBN: 3446264191

  • Kya, das einsame Marschmädchen


    Der Gesang der Flusskrebse, Romandebüt von Delia Owens, 464 Seiten erschienen im Hanser Verlag.
    Ein Roman über das harte, einsame Leben des Marschmädchens Kya.
    Die Leiche des angesehenen Bewohners von Barkley Cove, Chase Andrews wurde unterhalb eines Feuerwachturms im Sumpf gefunden. War es ein Unfall, oder könnte jemand nachgeholfen haben? Die Bewohner des Küstenstädtchens sind sich einig. Schuld kann nur Kya, die wilde Bewohnerin des Marschlandes sein. Ihre Geschichte und was wirklich geschah, wird in diesem Buch auf wundervolle Weise erzählt.
    Dieses Buch könnte mein Lesehighlight 2019 werden, was für ein starkes Debüt! Die Handlung setzt ein als Kyas Mutter die Familie und den brutalen Vater, einen Trinker verlässt. Schon ab dem ersten Kapitel bin ich in dieser bildmalerischen Geschichte voller Poesie versunken. Die Autorin bediente sich der auktorialen Erzählweise, so gelang es mir jederzeit den Überblick über das Geschehen zu behalten, ganz nah dran an den verschiedenen Personen. Zwei Zeitebenen, in den 50er Jahren und in der Gegenwart, wobei letztere die Ermittlungen um den Todesfall und die Verhandlung beinhalten, erhöhen das Lesetempo und die Spannung. Der Kriminalfall ist so undurchsichtig, dass ich bei der Gerichtsverhandlung, die Seiten so schnell wie möglich gelesen habe. Immer wieder war ich erstaunt, wie viele Seiten weiter ich schon wieder gekommen bin. Ungerne habe ich das Buch aus der Hand gelegt und wenn, dann habe ich über den Roman nachgedacht. Die Karte vorne im Buch und die bildgewaltigen Beschreibungen der Tier und Pflanzenwelt, haben das Marschgebiet von North Carolina vor meinem inneren Auge erstehen lassen. Man merkt dem Geschriebenen unbedingt an, dass es sich bei der Autorin um eine Biologin, die schon dort gelebt hat, handelt. Fauna und Flora des Marschlandes waren perfekt beschrieben. Z. B. das Aussehen und Verhalten der Vögel sind toll geschildert, Delia Owens weiß, wovon sie schreibt. Lebhafte Dialoge in der Sprache der einfachen Leute machten die Erzählung lebendig. Dieses Buch strahlt unglaublich Atmosphäre aus. Die Charaktere handelten nachvollziehbar und authentisch. Wären Jumpin und seine Frau Mabel nicht gewesen, hätte Kya wohl nicht überleben können, sie gehören zu meinen Lieblingsfiguren. Dass Tate während seiner Studienzeit mit Kya gebrochen hat, konnte ich ihm allerdings nicht verzeihen. Unglaublich traurig machte mich die Einsamkeit Kyas, ihr kurzer Schulbesuch, die Beschreibung des Familienlebens und der Verrat derer Menschen, denen sie ihr Herz geschenkt hat. Sogar den Übergang vom Mädchen zur Frau musste sie ganz alleine meistern. Ihre innersten Gedanken z.B. in der Gefängniszelle haben mich ganz tief berührt. Mir hat besonders gut gefallen, dass ich nie das Gefühl hatte, so eine Geschichte schon einmal gelesen zu haben. Stete Wendungen und ein überwältigendes Ende, haben mich überrascht. Die eingefügten Gedichte passen gut zum Geschehen und ergeben eine Melodie – den Gesang der Flusskrebse.
    Ich kann dieses Buch nur von ganzem Herzen empfehlen und vergebe dafür 10/10 Punkte

  • nicigirl85

    Danke Dir für Deine Rezi. Das englische Hörbuch wird von Cassandra Campbell, einer meiner Lieblingssprecherinnen gelesen und ist direkt auf dem Wunschzettel gelandet. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Oh noch jemand der Cassandra Campbell mag :-)

    Und wie... schaue relativ regelmäßig nach, ob sie irgendwelche interessanten Bücher eingelesen hat. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Ich hatte mit dem Buch Probleme, obwohl ich den Stil und den Erzählfluß mochte. Ich habe Wochen gebraucht, da ich es zwischendurch immer wieder weggelegt habe.
    Vielleicht waren einige Entwicklungen (imho) etwas zu vorhersehbar und ich wurde mit der Figur Kya einfach nicht komplett warm. Trotzdem ist es ein empfehlenswertes Buch!

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich hatte mit dem Buch Probleme, obwohl ich den Stil und den Erzählfluß mochte. Ich habe Wochen gebraucht, da ich es zwischendurch immer wieder weggelegt habe.
    Vielleicht waren einige Entwicklungen (imho) etwas zu vorhersehbar und ich wurde mit der Figur Kya einfach nicht komplett warm. Trotzdem ist es ein empfehlenswertes Buch!

    Mir ging es ähnlich.

    Bei mir war es der schon zu oft gelesene oder gesehene, typisch amerikansiche Gerichtsprozess, den ich langweilig und vorhersehbar fand. Ich hätte generell die ganze "Mordgeschichte" nicht gebraucht.

  • Mir ging es ähnlich.

    Bei mir war es der schon zu oft gelesene oder gesehene, typisch amerikansiche Gerichtsprozess, den ich langweilig und vorhersehbar fand. Ich hätte generell die ganze "Mordgeschichte" nicht gebraucht.

    Da kann ich euch auf jeden Fall zustimmen. Der Mordprozess war schon etwas zu viel des "Guten".

  • Interessant fand ich, dass die Angeklagte selbst überhaupt nicht zum Fall befragt wurde. Oder habe ich den Teil verschlafen? :sleep

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Interessant fand ich, dass die Angeklagte selbst überhaupt nicht zum Fall befragt wurde. Oder habe ich den Teil verschlafen? :sleep

    Hast du nicht.:grin

    Vielleicht wurde sie als "Wilde" nicht befragt oder ihr Verteidiger wollte vermeiden, dass sie in den Zeugenstand muss.


    Zum Einschlafen fand ich das Buch aber nicht. Nicht perfekt, aber gut lesbar und von der Idee her nicht schlecht.

  • Ein wunderschönes, fast poetisches Buch, das vor allem von seiner einzigartigen, sehr stillen Atmosphäre lebt. Etwas Liebesgeschichte, etwas Krimi, aber vor allem geht es um Kya und ihr Aufwachsen in der Marsch, dieser faszinierenden Landschaft zwischen Meer und Festland.


    Es ist ein sehr ruhiges Buch, dennoch wird eine Spannung erzeugt, der ich mich nicht entziehen konnte. In unterschiedlichen Zeitebenen setzt sich nach und nach das Puzzle von Kyas Leben zusammen. Von Anfang an schwebt dabei ein bedrohliches Gefühl über den Zeilen, vor allem hervorgerufen durch den Erzählstrang, der einige Jahre später einsetzt. Man ahnt schon, auf was es hinauslaufen wird, trotzdem ist die Atmosphäre entgegen meiner Befürchtungen zwar melancholisch, nicht aber bedrückend oder traurig. Für mich lag es auch daran, dass die heimliche Hauptrolle dieses Buch die Marsch ist, die in sehr lebendigen Bildern geschildert wird. Die Autorin hat es geschafft, diese besondere Landschaft – nicht Wasser, nicht Land – zum Leben zu erwecken und ihr ein Denkmal zu setzten.


    Kya ist ein ganz besonderes, scheues Mädchen, das sich alleine durchschlagen muss und zu einer sehr starken Frau entwickelt. So sympathisch sie ist und so empathisch über sie geschrieben wird, bleibt sie doch auch für mich als Leserin unnahbar, was aber ihren ganz eigenen Charakter noch unterstreicht. Manche Einzelheiten und Details fand ich zu übertrieben, das hätte es für mich gar nicht gebraucht, doch hat es dem Lesevergnügen keinen großen Abbruch getan.


    Fazit: Ein ganz besonderes Buch, das mir sehr gut gefallen hat und für das ich 9 ausgezeichnete Eulenpunkte und eine ganz klare Leseempfehlung vergebe.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • So langsam muss ich das Buch nun auch lesen. Es wartet schon so lange auf mich. Allerdings wenn ich eure Meinungen dazu lese, bin ich unsicher, was mich erwartet. ;)

    Lies es! So ging es mir auch lange, so wirklich habe ich mich lange Zeit nicht rangetraut. Das Buch kam aber seltsamerweise immer wieder „zu mir“. Du musst dir einfach selber eine Meinung bilden. :grin

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Also, empfehlenswert ist es auf jeden Fall, den Hype kann ich allerdings nicht so richtig nachvollziehen, dafür waren mir dann doch zu viele Schwächen drin. Diese ganze Mordgeschichte hätte es nicht gebraucht und stellenweise fand ich es doch recht naiv, aber insgesamt hab ich es schon gern gelesen. Der Anfang ist großartig, leider wird das Niveau nicht durchgehalten.

  • Ich habe das Buch Weihnachten geschenkt bekommen und es innerhalb von zwei Tagen in einem Rutsch durchgelesen. Selten hat mich eine Lektüre so gefesselt und befriedigt. Ich habe nun Jahre damit zugebracht, mich durch hochgelobte Bücher oder Geheimtipps zu quälen, war extrem frustriert - und dann kam das hier! DANKE!

    Schade, dass es einigen von euch nicht gefallen hat. Ich fand sowohl die Geschichte als auch den Schreibstil stimmig, einfühlsam und sehr angenehm poetisch. Die Hauptperson Kya hat mich sehr angerührt, ich konnte ihre Einsamkeit sehr gut nachvollziehen und habe ihre Stärke und ihren Lebenswillen bewundert. Aber ebenso haben mich die feinen und genauen Naturbeschreibungen sehr angerührt. Die Gerichtsszenen fand ich spannend. Und den Schluss überraschend aber schlüssig. Also: Bis zur letzten Zeile lesens- und empfehlenswert.

    Wenn ich könnte, würde ich 15 Eulenpunkte vergeben.

  • Ich habe es vor einiger Zeit als Hörbuch gehört und konnte gar nicht mehr aufhören. Selten hat mich ein Buch so sehr gefesselt wie dieses. Es ist eines dieser seltenen Werke, bei denen man nicht aufhören kann zu lesen/hören und dann traurig ist, wenn es endet.

    Das Ende hat mich überrascht und führte dazu, dass es noch lange in mir nachwirkte und meiner ganzen Familie davon erzählte und vorschwärmte. Mein absolutes Jahreshighlight von 2020.

    10 von 10 Punkte

    Taylor Jenkins Reid - Carrie Soto is back:lesend

    Susanne Oswald - Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands :lesend











  • Ich hatte dieses Buch schon lange auf dem Radar, weil es bei den englischsprachigen Lesern so gehypt wurde. Der berühmte Lesekreis von Reese Witherspoon liebte das Buch und ihre Produktionsfirma wird es nun wohl auch verfilmt (immerhin hat sie „Kleine Feuer überall“ so fantastisch produziert). Aber immer wenn ich den Klappentext las, dachte ich mir, dass es so gar nicht in mein Beuteschema passt. Aber manchmal muss man auch über den Tellerrand gucken. Als ich das Buch dann in einem offenen Bücherschrank fand, musste ich es einfach mitnehmen.


    Kya lebt mit ihrer völlig verarmten Familie im Sumpfland von North Carolina. Ihr Vater wird gewalttätig, wenn er trinkt, und so zieht sich seine Frau eines Tages ihre einzigen hochhakigen Schuhe an und verlässt ihn und ihrer fünf Kinder. Nach und nach gehen die älteren Geschwister ebenfalls fort, zuletzt auch ihr Lieblingsbruder Jodie. Kya bleibt im zarten Alter von sechs Jahren alleine zurück. Zuerst kümmert sich noch ihr Vater um sie und zeigt ihr, wie man fischt. Aber eines Tages kommt er auch nicht nach Hause zurück und Kya muss ab jetzt alleine klarkommen. Zwar kommt jemand von den Behörden und bringt sie zur Schule. Aber dieser eine Tag, den sie da verbringt, reicht ihr. Die Leute im Ort schauen herab auf die Sumpfleute. Kya ist schon als Kind mehr eins mit der Natur und menschenscheu, da ihre Familie völlig abgeschottet im Sumpfland lebte. Sie schaut sich von der Natur ab, was sie braucht, um zu überleben. Und natürlich gibt es da den ein oder anderen freundlich gesinnten Menschen im Ort, der ihr gelegentlich hilft. Aber niemand fühlt sich wirklich berufen, ein kleines Kind aus der Wildnis zu holen. So wächst Kya völlig allein gestellt im Einklang mit der Natur auf.


    Klingt toll soweit, oder. Die Stärken der Autorin sind definitiv ihre Naturbeschreibungen. Aber die Geschichte weist so viele Löcher auf und ist auch völlig idealisiert. Kya wächst natürlich, wie sollte es anders sein, zu einer wunderschönen Frau heran, wild, anders, groß und schlank, schmale Taille, langen Beinen, mit langen dunklen Haaren und großen Augen. Zudem ist sie hochintelligent. Nicht nur lernt sie erst spät lesen mit Hilfe eines ihrer wenigen Freunde, sondern liest danach Fachbücher über Biologie etc., so dass sie eine anerkannte Expertin wird für ihren Lebensraum. Natürlich liest sie auch Bücher über Einsteins Relativitätstheorie, die sie auch versteht. Sie kann auch phantastische Aquarelle malen von allem was sie sieht, was sich später passenderweise noch für sie auszahlen wird, und (kleiner Spoiler) sie kann nebenbei auch noch Gedichte schreiben. Und natürlich liebt sie jeder der wenigen Menschen, denen sie begegnet obwohl sie immer nur schroff zu ihnen ist. Zwei Männer fühlen sich zu ihr hingezogen. Einer, Chase, stirbt unter suspekten Umständen. Das erfahren wir schon auf der ersten Seite. Für diesen Mord wird Kya später angeklagt werden. Der andere, Tate, ist fast zu wunderbar um wahr zu sein.


    Ich habe ein Problem mit Hauptfiguren, die einfach von jeder anderen Figur im Buch bewundert und geliebt werden. Wenn sich sozusagen der ganze Kleinkosmos des Buches nur um diese eine Figur dreht. Das habe ich schon oft bemerkt. Meist ist der Autor/die Autorin dann nicht in der Lage, mir als Leser den Zauber dieser Figur nahezubringen. Kya ist auch keine einfache Figur, sie ist sogar sehr sperrig. Für mein Empfinden verhält sie sich nicht immer gradlinig. Ich verstehe, dass ihre lange Einsamkeit sie eigenbrötlerisch gemacht hat. Andererseits wünscht sich so sehr Nähe, sucht sie sogar an falscher Stelle und offensichtlich ist sie ja auch sehr intelligent. Aber sie ist auch wie ein Naturkind, ihr erster Impuls ist immer weglaufen und verstecken. Sehr anstrengend. Ihre Lernfähigkeit überträgt sich nie auf ihr Verhalten in Bezug auf Menschen. Es sei denn, es sind Männer.


    Es gibt durchaus schöne Passagen und Gedanken in dem Buch. Immer wenn es um die Natur geht, oder wie sehr unser Verhalten immer noch tierischem ähnelt, ist es schon schön und interessant. Allerdings wird für meinen Geschmack Armut und Einsamkeit hier romantisch überhöht. Ich halte es auch für extrem unwahrscheinlich, dass ein sechsjähriges Mädchen, das bis dahin doch eine Mutter und Geschwister hatte und irgendwie versorgt wurde trotz Armut, alleine so lange klarkommen konnte, und das wirklich jeder ihrer Verwandten sie einfach alleine zurück lies und nie wieder nach ihr schaute. Das erscheint mir zu unwahrscheinlich, auch wenn es in den 50er Jahren im Süden der USA spielt. Es ist natürlich auch nicht unwahrscheinlich, dass sie so intelligent war und eine Autodidaktin um all das zu werden, was sie letztendlich wurde. Und das sie dabei auch noch gut aussah. Aber es irgendwie alles zu viel, zu idealisiert. Zu geschönt. Zu romantisch.


    Ich kann nachvollziehen, warum so viele Leser dieses Buch lieben. Ich erkenne die Romantik darin, die Verklärung der Naturverbundenheit und Unabhängigkeit. Nur leider bin ich keine Romantikerin und ich sehe zu viele Löcher in dieser idealisierten Geschichte. Ich bin trotzdem froh, dass ich es gelesen habe. Jetzt kenne ich dieses Buch. Ich würd auch jedem raten, es zu lesen wenn ihn der Klappentext anspricht. Es ist ja kein schlechtes Buch. Nur halt keins für mich persönlich. Den Film würde ich mir trotzdem anschauen. Alleine nur wegen den Naturaufnahmen.


    ASIN/ISBN: 3446264191

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Mit dem Lesen hatte ich ja lange auf das Taschenbuch gewartet, weil ich dachte, dass das vielleicht ein Kanditat für mein 10-Punkte-Buch-Regal wäre.

    Ist es aber leider nicht.


    Viele Sachen sind schön beschrieben, aber alles in allem war mir das Buch doch zu einfach gestrickt.

    Eine schöne Geschichte und gut zu lesen ist es dennoch, daher gebe ich auch gern 8 Punkte.

    Aber (m)einen Hype wert ist es eigentlich nicht. Vielleicht waren meine Erwartungen auch zu hoch gesteckt, obwohl ich dann ja trotzdem versuche, es objektiv anzugehen.


    Wenn man gern normale Belletristik liest, wie z. B. Donna Millner, mag man dieses vermutlich auch.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“