Jörg Kastner - Die Germanen - Saga

  • Lieber Herr Palomar,


    sooo bös' war's jetzt wirklich nicht gemeint. :knuddel1 Intimes Geständnis: Auch ich kaufe gern sparsam second hand ein. Aber wenn's um meine Bücher geht, denke ich halt immer an so unerfreuliche Dinge wie Büromiete und Heizkostenabrechnung, und die bange Frage drängt sich auf: Werde ich mir zu Weihnachten eine Packung Streichhölzer kaufen können, um mir ein Teelicht anzuzünden? :cry


    Aber dank taciturus muß ich mich ja darum nicht mehr sorgen! :anbet


    Ein erleichterter Autor wünscht allen Lesern viel Spaß mit den alten Germanen (auch wenn die damals gar nicht wußten, daß sie so heißen)! :wave


    Jörg

  • Inhalt - Kurzfassung
    Wir befinden uns im Jahr 14 n. Chr., die Römer am Rhein haben ihre Niederlage in der Varusschlacht nicht vergessen und würden nur zu gerne diese Schmach durch einen Gegenangriff wett machen. Aber auch der Cherusker Arminius hat seine Pläne, die Römer zu vertreiben, nicht aufgegeben. Dazu muss er jedoch zuerst die Streitmächte der einzelnen germanischen Fürstentümer vereinigen. Genau das stellt ihn aber vor ein großes Problem.


    Der Adler des Germanicus ist der zweite Band der fünfteiligen Germanen-Saga.


    1.Thorag oder Die Rückkehr des Germanen
    2. Der Adler des Germanicus
    3. Marbod oder Die Zwietracht der Germanen
    4. Die Germanen von Ravenna
    5. Arminius - Fürst der Germanen


    Autor
    Homepage von Jörg Kastner


    Meine Meinung


    Kaiser Augustus ist tot, sein Stief- und Adoptivsohn Tiberius ist nun der mächtigste Mann im Römischen Reich. Ungeliebt vom Senat und vom Volk, selbst von der Mutter bekämpft, braucht er dringend vorzeigbare Erfolge. Ein Sieg über die aufsässigen Germanen käme da sehr gelegen und genau den soll sein Neffe, Adoptivsohn und designierter Nachfolger Nero Claudius Germanicus ihm bringen.


    Germanicus findet am Rhein jedoch ein desolates Heer vor. Die Soldaten sind unzufrieden wegen ihres kargen Solds, der Länge ihrer Dienstzeit, der ausbleibenden Erfolge. Sie kümmern sich nicht mehr um ihre Aufgaben, rotten sich verdreckt und betrunken zusammen und tragen ihre Forderungen durchaus auch unter Androhung von Gewalt vor. Die vielgerühmte römische Disziplin ist schlichtweg nicht mehr vorhanden.
    Germanicus hat also alle Hände voll zu tun, Ordnung im eigenen Laden herzustellen. Zudem wird er von Tiberius bedrängt, der Erfolge erwartet, und auch von seiner Frau Agrippina, einer Enkelin Augustus', die sich schon als Kaiserin an der Seite Germanicus' in Rom sieht. Dazu braucht sie einen Mann, der ein zuverlässiges Heer führt, um damit nach Rom zu marschieren und Tiberius zu entmachten.
    So wird an Germanicus von allen Seiten gezerrt und er ahnt, dass Tiberius ihn fürchtet und keine tiefere Zuneigung zu ihm hegt. Zum Glück hat er aber seinen dreijährigen Sohn Gaius dabei, der alte Soldatenherzen zum Schmelzen bringt und die ihn liebevoll Caligula, Militärstiefelchen, nennen. Caligula, der in winziger Militärkleidung die Legionen als Spielplatz nutzt, ist dann auch ein wichtiges Element, um die aufgebrachten Soldaten zur Räson zu bringen.


    Währenddessen geht es bei den Cheruskern geradezu ruhig zu. Thorag, der Fürst der Donarsöhne, hat inzwischen eine eigene Familie und kümmert sich wenig um das 'außenpolitische' Geschehen. Dann kommt jedoch eine Einladung zu Arminius' Hochzeit und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf. Schon bei der Zustellung der Einladung geht es nicht mit rechten Dingen zu und bei der Hochzeit selbst brechen langgehegter Groll und alte Fehden zwischen einzelnen Cheruskerclans aus. Der Stamm der Eberkrieger hat es besonders auf Thorag abgesehen, aber auch Arminius hat nicht nur Freunde.


    Während bei den Römern allmählich Ruhe einkehrt und sie neue Pläne zur Überwältigung der Germanen schmieden, sitzen Thorag und Arminius in der Klemme. Sie brauchen ein großes, schlagkräftiges Heer, um den Römern etwas entgegensetzen zu können. Die Cherusker selbst und auch andere germanische Volksstämme zu einer Einheit zusammen zu schmieden, ist niemals einfach, da sie sich als autarke Clans nur widerwillig einem Oberbefehlshaber beugen. Auch mehren sich die Zeichen, dass Verräter unter ihnen den Römern zur Seite stehen und dabei selbst nicht vor Gewalt gegenüber den Familien der Blutsbrüder zurückschrecken.


    Der zweite Band in der Germanen Saga bietet eine ebenso lebendige und spannende Geschichte wie der erste und auch hier finden sich historisch reale Personen und Daten, verknüpft mit einer fiktiven Handlung.


    Dieses Mal begleiten wir nicht nur vorrangig Thorag (der nebenbei bemerkt nun auch nach schweren Verletzungen ein paar deftige Narben zurückbehalten darf :grin), fast gleichwertig wird die Geschichte des Germanicus erzählt. Obwohl ich sonst alternierende Kapitel nicht so mag, hat es hier funktioniert: Ich konnte gar nicht mehr aufhören, weil ich jedesmal wissen wollte, wie es denn mit dem jeweils anderen weitergeht.


    Germanicus ist - anders als sein Vorgänger Varus - kein übler Bursche, sondern eignet sich durchaus ebenfalls als Sympathieträger. Er ist vielleicht kein brillianter, aber doch ein sehr guter Feldherr, will seine Aufgabe erfüllen, aber letztlich, genau wie Thorag, friedlich vor sich hinleben. Gut dargestellt und somit nachvollziehbar ist die innere Zerrissenheit und Unsicherheit des Germanicus', von dem jeder etwas anderes will und der immer auf eine Manipulation gefasst sein muss.


    Caligula in einige Szenen einzuflechten, ist eine nette Idee. Den späteren, als bösartig und verrückt geltenden Kaiser, als kleinen Jungen im Militärlager zu erleben, hat einfach Spaß gemacht. Aber diesem Dreijährigen bei der Beobachtung eines Kampfes auf Leben und Tod bereits ein hochinteressiertes verdächtiges Glitzern in die Augen zu schreiben, geht dann doch ein bisschen zu weit.


    Thorag hat es im 'Adler des Germanicus' schwer. Die Bedrohungen, denen er und seine Familie ausgesetzt sind, füllen einen beträchtlichen Teil des Buches. Natürlich kommt es auch hier wieder zu Kämpfen, aber oftmals ist Thorag in einer hilflosen Warteposition und keinesfalls der strahlende Held, der immer und überall eine Lösung findet. Ihn mal aus dieser Perspektive zu erleben, war recht angenehm und hat bei mir keine Sympathiepunkte gekostet.


    Vielleicht ist das noch anzumerken: Jörg Kastner nimmt weder Rücksicht auf Freund noch Feind. :grin
    Auch bereits bekannte und ans Herz gewachsene Figuren schweben durchaus in Lebensgefahr und man kann nicht darauf hoffen, dass er sie alle schont.
    Wer es nicht über sich bringt, Szenen mit Gewalt an Kindern zu lesen, sollte das Buch übrigens meiden. Es kommt nicht häufig vor, aber es gibt eine deftige Szene, die vielleicht dem einen oder anderen zu viel ist.


    Im Anhang findet man ein sehr nützliches Glossar, eine Auflistung nach historisch verbrieften und fiktiven Personen und eine Zeittafel. Nicht gefallen hat mir dieses Mal das Nachwort, es ist recht knapp gehalten mit dem Verweis auf das Nachwort in Band 1. Etwas mehr Information hätte mich auch etwas mehr gefreut.


    'Der Adler des Germanicus' ist ein gelungener Nachfolger von 'Thorag oder Die Rückkehr des Germanen', den ich sehr gerne gelesen habe. Es tat mir jedes Mal leid, wenn ich den Roman zur Seite legen mußte, und ich fand es schön, wenn ich wieder in die Geschichte eintauchen konnte.


    9 von 10 Punkten
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