Der Karatehamster stellt die Weichen (6 – 11 Jahre) - Tina Zang

  • Tina Zang: Der Karatehamster stellt die Weichen (6 – 11 Jahre), Innsbruck 2019, Obelisk-Verlag, ISBN 978-3-85197-907-7, Hardcover, 214 Seiten mit s/w-Illustrationen von Claudia Fries, Format: 14,2 x 2,5 x 20,8 cm, Buch: EUR 12,00.


    Ich streckte mich und fuchtelte wie wild mit den Pfoten. „Nicht senken! Erhöhen! Ich will schneller fahren, Schneller, weiter, wilder!“
    Doch da hatte Inga schon an einem Regler am Rand der Anlage gedreht und der Zug zuckelte nur noch langsam vor sich hin. „Hoooooo-laaaaaa-hiiiii“, sang ich gedehnt. „Das ist ja furzfad.“
    (Seite 191)


    Tina Zangs Karatehamster mögen für Grundschulkinder konzipiert sein, sie haben aber auch erwachsene Fans. Ich bin einer davon und fand es schade, dass schon nach 6 Bänden beim ars-Edition-Verlag Schluss war für die drei munteren Kerlchen. Tina Zang gehen doch die Ideen für schräge und lustige Hamster-Abenteuer noch lange nicht aus!


    Jetzt haben der sportliche und abenteuerlustige Hamster Neo, der wehleidige und bildungsbeflissene Lee sowie der verfressene und begriffsstutzige Chan eine neue Heimat gefunden – im österreichischen Obelisk-Verlag. Dort erscheint nicht nur der vorliegende Band DER KARATEHAMSTER STELLT DIE WEICHEN, sondern nach und nach auch die Vorgänger-Bände sowie – hoffentlich! – noch viele neue.


    Die Hamster Neo, Lee und Chan
    stellen recht viel Unfug an

    Man kann bei jedem beliebigen Band in die Reihe einsteigen. Es wird in den Geschichten zwar gelegentlich Bezug genommen auf vorangegangene Abenteuer, aber der Handlung kann man trotzdem folgen.


    DER KARATEHAMSTER STELLT DIE WEICHEN spielt in der Vorweihnachtszeit. Obwohl Hamster eigentlich Einzelgänger sind, leben gleich drei von ihnen bei der Schülerin Kira Yusumi. Sie sind „Zwangsgeschwister“, genau wie Kira und ihr Stiefbruder Heiko. Und sie müssen irgendwie miteinander klarkommen, auch wenn ihre Persönlichkeiten grundverschieden sind.


    Für Abenteuer ist Stiefbruder Heiko nicht zu haben. Diese erlebt Karatesportlerin Kira lieber zusammen mit ihrem Klassenkameraden Jan Winkler, dem Tierarztsohn, und natürlich mit den Hamstern. Eine besondere Schwierigkeit dabei ist, dass die Hamster zwar die Menschensprache verstehen, die Menschen aber nicht die Hamstersprache. Da müssen sich die Tiere oft was einfallen lassen, wenn sie den Menschen etwas mitteilen wollen.


    Damit die drei Nager im Winter nicht frieren, wenn sie auf Ausflüge mitkommen dürfen, hat Jan für sie eigens einen gefütterten Reise-Rucksack mit Gel-Wärmekissen gebastelt. Und wenn man den dreien ein Handy in den Rucksack steckt, können sie dank Kamera und Bluetooth sogar sehen, was draußen los ist.


    Was für ein Schreck:
    Das Futter ist weg!

    Im Augenblick ist leider fast gar nichts los. Die Kinder warten auf Schnee, die Hamster auch. Den kennen sie bislang nur aus dem Fernsehen. Weit und breit ist kein Kriminalfall in Sicht, den sie gemeinsam lösen könnten. Bis Kiras Bruder Heiko den Diebstahl von Premium-Vogelfutter meldet, das er eigens von seinem Taschengeld gekauft hatte, um draußen im Garten besonders viele Arten beobachten zu können. Er möchte nämlich mal Ornithologe werden.


    Ein Fall für Kira, Jan und die Hamster! Schnell stellt sich heraus, dass auch bei verschiedenen Nachbarn Vogelfutter weggekommen ist. Für Polizei und Presse ist das natürlich eine Lappalie. Für den um sein Taschengeld geprellten Schüler Heiko ist Vogelfutterdiebstahl eine bodenlose Gemeinheit.


    Zwar will Journalist Knabe den jungen Hobbydetektiven nicht helfen, aber durch ihn lernen sie die Elektrikerin Inga und deren dementen Großvater Fred, einen großen Tierfreund, kennen. Fred kriegt zwar nicht mehr alles mit, was um ihn herum vorgeht, aber er versteht ansatzweise die Sprache der Hamster.


    Opa und Enkelin haben eine riesige Lego-Anlage samt Eisenbahn auf dem Dachboden, die die Hamster mit großer Begeisterung erkunden. Da passiert’s: Lee bleibt mit einer Kralle am Boden hängen und wird um ein Haar von der Legobahn überfahren. Neo kann ihn gerade noch retten. Aber Lee steht dermaßen unter Schock, dass er das Gedächtnis verliert und auf einmal seine Freunde nicht mehr erkennt. Er will sogar lieber beim verwöhnten Teddyhamster Vincent der Familie Stiefelschmitt wohnen als bei den Yusumis. Seine tierischen Kumpels sind fassungslos. Ausgerechnet Vincent, den sie hinter seinem Rücken nur den „Zotteltrottel“ nennen! Lees Verstand muss es schon mächtig erwischt haben. Er erinnert sich nicht einmal an Hamsterdame Mariechen, die bei Petra im Geschenkeladen wohnt, und in die sie alle drei verliebt sind. Also, in Mariechen, nicht in Petra. :-D


    Wenn man alles vergisst,
    ist das ganz schöner Mist!

    Wenn Lee alles vergessen hat, dann müssen Neo und Chan den Fall des Vogelfutterdiebstahls eben ohne ihn lösen. Ob sie das schaffen? Und ob Lee je wieder sein altes jammerlappiges, unsportliches und besserwisserisches Selbst wird? Seine Hamsterkumpels haben gar nicht gewusst, wie sehr sie seine anstrengenden Marotten mal vermissen würden!


    Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die tierischen und menschlichen „Zwangsgemeinschaften“ trotz aller Gegensätze und Meinungsverschiedenheiten zusammenhalten. Hamster Chan geht derzeit allen auf die Nerven mit seinem Drang, sämtlichen Gegenständen alberne Namen zu geben. Wenn die Menschen zu ihrem Regal „Billy“ sagen dürfen, wieso rollen dann alle mit den Augen, wenn er den Lift „Lifti“ nennt, die Buddha-Statue „Buddy“ und das Klo „Pissi-Köttli“? Das versteht er nicht. Aber Chan versteht so vieles nicht. Trotzdem würden seine schlaueren Kumpels nie auf die Idee kommen, ihn von ihren Abenteuern auszuschließen. Er ist immer dabei, macht alles mit und hat mitunter auch selbst ganz brauchbare Ideen. Vor allem, wenn sie irgendwie mit Essen zusammenhängen.


    Der Täter gesteht.
    Wie’s wohl weitergeht?

    Wie im wahren Leben ist auch bei Tina Zangs Karatehamstern nicht alles schwarz oder weiß, gut oder böse. Manch ein Übeltäter greift in gutem Glauben, in bester Absicht oder aus Verzweiflung zu unlauteren Mitteln. Da ist dann nichts gewonnen, wenn man den armen Menschen auch noch bestraft. Man sollte ihm stattdessen helfen. Da sind sich die zwei- und die vierbeinigen Hobbydetektive ausnahmsweise einig.


    Die drei Hamster, ihre phantasievollen Abenteuer und vor allem ihre haarsträubenden Gespräche sind auch in Band 8 noch der Brüller. Vor allem Chan. Ich mag den kleinen dusseligen Kerl, aber ich hatte ja auch in den Disney-Comics immer ein Herz für Goofy. Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass diese Reihe jemals langweilig wird! Ach ja: Und die Zwischenüberschriften hier sind gereimt, weil es die Kapitelüberschriften im Buch ebenfalls sind. :-)


    Die Autorin

    Tina Zang ist eines der Pseudonyme der Autorin Christine Spindler, die 1960 in Backnang geboren wurde und nach dem Abitur in Heidelberg eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin absolvierte. Seit 1999 ist sie hauptberuflich Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie hat bereits über 50 Bücher veröffentlicht und 30 Kinder und Jugendbücher aus dem Englischen übersetzt. In ihrer Freizeit unternimmt sie gerne Waldspaziergänge, malt und spielt Klavier.


    Die Illustratorin

    Claudia Fries studierte Kommunikationsdesign in Hamburg und Trier. Sie arbeitet für verschiedene Kinderbuchverlage, Schuzlbuchverlage und Werbeagenturen im Illustrationsbereich. Zur Zeit lebt Claudia Fries im Hunsrück auf einem Bauernhof.




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    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner