Rachel Kushner - Ich bin ein Schicksal

  • Titel: Ich bin ein Schicksal

    Autorin: Rachel Kushner

    Übersetzt aus dem Englischen von: Bettina Abarbanell

    Verlag: Rowohlt

    Erschienen: Juni 2019

    Seitenzahl: 395

    ISBN-10: 3498035800

    ISBN-13: 9783498035808

    Preis: 24.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Romy Hall tritt eine zweimal lebenslängliche Haft in der Stanville Women's Correctional Facility an, tief in Kaliforniens Central Valley. Draußen die Welt, von der sie nunmehr abgeschnitten ist: San Francisco, wo sie aufwuchs und wo ihr kleiner Sohn Jackson lebt. Drinnen eine ganz neue: Hunderte Frauen, die um das Nötigste zum Überleben kämpfen; ständiges Bluffen und Katzbuckeln und die beiläufige Gewalt durch Aufsichtspersonal wie Gefangene. Aber es gibt auch einen Hoffnungsschimmer am Horizont: einen noch an Ideale glaubenden Sozialarbeiter, der sich der jungen Frau annimmt...


    Die Autorin:

    Rachel Kushners Romane Flammenwerfer (2015) und Telex aus Kuba (2017)waren beide New-York-Times-Bestseller und Finalisten für den National BookAward. Ich bin ein Schicksal war ein internationaler Bestseller, stand auf der Shortlist des Man Booker Prize und gewann 2018 den Prix M‚dicistranger. Ihre Bücher sind in 24 Sprachen übersetzt. Sie hat u.a. im NewYorker, bei Harper's, im Paris Review und in der New York Times publiziert.2013 erhielt sie ein Guggenheim-Stipendium.

    Sie lebt in Los Angeles.


    Meine persönlichen Leseeindrücke:

    Humaner Strafvollzug geht anders – wobei natürlich auch die Frage gestellt werden muss: Kann Strafvollzug überhaupt human sein. Humaner Strafvollzug bedeutet nicht, dass es um eine „Kuschelstrafe“ geht – nein, humaner Strafvollzug bedeutet, dass man auch die Gefangenen mit Respekt behandeln muss, denn eigentlich verdient jeder Mensch Respekt.

    Sehr deutlich wird in diesem Roman folgendes: Wo hier in Deutschland der Resozialisierungsgedanke im Vordergrund steht, steht im US-amerikanischen Strafvollzug an erster Stelle der Sühnegedanke.

    So hat die Protagonistin Romy Hall erstmals nach 30 Jahren die Möglichkeit vor einen Bewährungsausschuss zu treten.

    Das bedeutet, das gerade auch US-amerikanischen Strafvollzug die Hoffnungslosigkeit ein ständiger Begleiter ist. Zudem sind auch die Hieracharchien in den amerikanischen Haftanstalten weitaus ausgeprägter als in den hiesigen Anstalten. Das Leben ist dort härter als bei uns.

    Die Autorin schafft es die Atmosphäre authentisch zu schildern. Sie drückt nicht aus die Tränendrüse, sondern beschreibt das Anstaltsleben realistisch. Und dabei muss eigentlich auch dem letzten Leser klar werden, dass es keine Anstaltsromantik gibt.

    Die Atmosphäre in den Haftanstalten ist bedrückend und in gewisser Weise auch lebensfeindlich.

    Während meiner aktiven Dienstzeit war ich sehr oft in den Hamburger Haftanstalten unterwegs – und ich war immer wieder froh und erleichtert, das ich nach Feierabend „wieder raus durfte“.

    Dieser Roman besticht durch seinen Authentizität. Sehr lesenswert.

    Und wer die Möglichkeit hat, eine unsere Haftanstalten einmal zu besuchen – der sollte diese Möglichkeit nutzen, denn auch ein solcher Besuch kann durchaus abschreckende Wirkung haben. 8 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.