Das Kino am Jungfernstieg - Micaela Jary

  • Produktinformation (Amazon):

    • Broschiert: 368 Seiten
    • Verlag: Goldmann Verlag; Auflage: Originalausgabe (15. Juli 2019)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3442488486
    • ISBN-13: 978-3442488483
    • ASIN: B07K26NXDG


    Kurzbeschreibung (Verlag):

    November 1946: Die Film-Cutterin Lili Paal kehrt aus Berlin in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. In der im Krieg zerbombten Innenstadt besitzt ihre Mutter ein ehemals glamouröses, nun wenig erfolgreiches Kino, das Lilis Halbschwester Hilde und deren Mann unbedingt schließen möchten. Lili will keinesfalls aufgeben, wurde im elterlichen Lichtspielhaus doch ihre Leidenschaft für den Film geweckt. Gleichzeitig sucht sie nach den Negativen eines im Krieg verschollenen Streifens, den sie restaurieren möchte. Dabei lernt Lili sowohl den smarten britischen Offizier John Fontaine als auch den charismatischen Regisseur Leon Caspari kennen. Bringt der gesuchte Film Licht in einen mysteriösen Todesfall, der Lili mehr betrifft, als sie ahnt?

    Zur Autorin (Verlag):

    Micaela Jary stammt aus Hamburg und wuchs im Tessin auf. Sie arbeitete lange als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Nach einem langjährigen Aufenthalt in Paris lebt sie heute mit Mann und Hund in Berlin und München. Zum Schreiben begibt sie sich aber auch in ein kleines Landhaus nahe Rostock.

    Meine Meinung:

    Lilli ist Cutterin beim Film. Im Jahre 1946 nicht gerade ein krisensicherer Job. Nur langsam kommt in Deutschland das Filmgewerbe wieder auf die Beine. Als ihre Mutter in Hamburg schwer erkrankt kehrt Lilli von Berlin nach Hamburg zurück. Um die nötige Reiseerlaubnis zu erhalten macht sie einen Deal mit dem britischen Filmoffizier John Fontaine. Er besorgt ihr die Reise- und Aufenthaltserlaubnis und sie hilft ihm verschollenes Filmmaterial wiederzufinden.

    In Hamburg angekommen, muss Lilli feststellen, dass ihre Schwester Hilde sich nicht nur nicht ausreichend um die Mutter sondern auch nicht um deren Kino kümmert. Im Gegenteil, Lillis Schwager versucht das Kino zu schließen und sich an der Technik zu vergreifen.


    Lilli ist für ihre Zeit eine sehr eigenständige und eigenwillige Person. Im Gegensatz zu ihrer Schwester und deren Mann hält sie nichts von den Nazis, im Gegenteil, sie war in ihrer Jugend Teil der Swing Jugend Hamburgs. In Hamburg werden die ersten Gehversuche der neuen deutschen Filmindustrie gemacht. Leon Caspari dreht dort gerade einen Film. Er ist auch der Regisseur des verschwundenen Films, den Lilli und John Fontaine suchen.


    Ich war von Anfang an sofort mitten in der Geschichte. Micaela Jary gelingt es wirklich meisterhaft das Nachkriegshamburg und die Sorgen und Nöte der damaligen Zeit dem Leser nahe zu bringen. Die Charaktere sind toll ausgearbeitet, gerade bei Lillis Schwester Hilde wird das deutlich, die immer zwischen Zustimmung zu ihrem Mann und eigener Entscheidung hin und her wankt.

    Die Geschichte ist anfangs eher unspektakulär, allerdings zeichnet sich im Laufe des Buches ab, dass hinter dem verschwundenen Film und den Personen, den er betrifft, noch viel mehr steckt. Im letzten Viertel des Buches wird es dann noch einmal dramatisch und was man vorher als gesetzt ansah, wird komplett über den Haufen geworfen. Das Buch endet dann auch relativ offen und macht Lust auf den nächsten Teil, der dann wohl einige Jahre später spielen wird.


    Ich freue mich hier auf jeden Fall auf die Fortsetzung und möchte eine dicke Leseempfehlung aussprechen!


    9 von 10 Punkte


    ASIN/ISBN: 3442488486

  • Und wieder einmal hat mich Micaela Jary mit diesem neuen Roman begeistert.


    Die Charaktere, allen voran Lili, sind sehr gut beschrieben und ausgearbeitet, so dass man sich in alle sehr gut hineinversetzen kann, ob positiv oder negativ.


    Sehr ausführlich und gut recherchiert erleben wir Lili, ihre Familie und all die anderen Charaktere, auch die der englischen Besatzer, in Hamburg in der Nachkriegszeit. Wir erleben ihre Sorgen, ihre Ängste, ihre Nöte, ihre Hoffnungen, ihre Gefühle, aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Von Anfang an war ich mittendrin.


    Micaela Jary hat ein besondere Gabe der bildlichen Beschreibung und so hatte ich alles direkt vor Augen. Allen voran natürlich das Kino am Jungfernstieg. Insgesamt hat die Autorin sehr gute Recherche betrieben und ich habe viele Informationen von dieser Zeit, den Menschen und der Zerstörung Hamburgs erhalten. Man spürt hier ganz besonders auch ihre Verbundenheit zu Hamburg.


    Aber man taucht auch ab in die schillernde Welt des Kinos, der Filme. Man erlebt, was aus ihnen geworden ist nach dem Krieg und wie schwer es ist, diese zu erhalten. Wir erfahren viel über die Nachkriegsfilmwelt und die Hoffnung der Menschen mit dieser dem Alltag für eine Weile entfliehen zu können.


    Spannend und dramatisch die Suche nach den verschwundenen Filmrollen.


    Unterhaltsam, spannend, packend, aber auch erschütternd: Eine Geschichte um das Kino, verschwundene Filmrollen und eine verbotene Liebe.Ein Stück Zeitgeschichte.


    Wie erwartet ist das Ende leider nicht wie erhofft, aber das ist gewollt, da es eine Trilogie wird. Und so ist noch viel offen und daher freue ich mich jetzt schon auf die Fortsetzung im nächsten Jahr.


    Für mich eine klare Leseempfehlung und verdiente 10 Eulenpunkte.

    :lesend Sven Koch - Dünensturm

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Idylle

    Hörbuch: Judith Lennox - Die Jahre unserer Freundschaft

    SuB: 321

  • Am 16.3.2020 erscheint Band II - Das Kino am Jungfernstieg - Der Filmpalast

    ASIN/ISBN: 3442488478

    1944: In den Babelsberger Filmstudios passiert ein Unglück mit fatalen Folgen. Acht Jahre später: Der internationale Filmstar Thea von Middendorff kehrt zur Eröffnung der Berliner Filmfestspiele nach Deutschland zurück – jene Frau, die für das Unglück damals verantwortlich war, was sie aber zu verheimlichen wusste. Auf ihrer Spur befindet sich der britische Journalist John Fontaine, der Thea von Middendorff nun mit einem Interview kompromittiert. Das bringt wiederum die Hamburger Kinobesitzerin Lili Paal auf den Plan, die ebenfalls von der alten Geschichte weiß – und in die Fontaine hoffnungslos verliebt war...

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Der neue Roman von Micaela Jary stand schon lange auf meiner Leseliste, sodass es endlich Zeit wurde für diese Story. Das Cover zeigt sich sowohl in Farbe als auch in schwarz-weiß Darstellung. Im farbigen Vordergrund ist eine junge Frau mit Hut abgebildet, welche verheißungsvoll in die Kamera hineinblickt. Im farblosen Hintergrund zeigt sich eine Straßenszene mit einer typischen Großstädtischen Häuserreihe an deren oberen Spitze ein heller Schriftzug Kino hervorsticht. Der Klappentext beschreibt in wenigen Sätzen die Handlung und schafft es mit kurzen aber prägnanten Hinweisen Interesse und Spannung beim Leser zu wecken. Wesentliche inhaltliche Themen des Romans sind: Deutschland in der Nachkriegszeit, Verzweiflung, Hoffnung sowie Liebe. Dabei steht die Film-Cutterin Lili Paal im Vordergrund, welche versucht das Kino ihrer kranken Mutter vor dem Ruin zu bewahren. Durch die detailgetreue Beschreibung der Nachkriegsprobleme im zerstörten Hamburg fällt die zeitliche Einordnung dem Leser nicht schwer. Mit den beiden Hauptprotagonisten Lili Paal, sowie dem britischen Offizier John Fontaine hat das Buch zwei sehr interessante Persönlichkeiten. Auf der einen Seite steht eine junge Frau, welche trotz ihrer aussichtslosen Situation nicht den Lebensmut verliert, obwohl nahezu alles gegen sie zu laufen scheint. Ihr männlicher Gegenpart ist ein junger britischer Offizier, welcher eine immer mehr intensivere Beziehung zu Lili entwickelt. Dies wird vor Allem gegen Ende des Romans deutlich, als die Handlung eine dramatische Entwicklung nimmt. Beachtlich zu erwähnen sind die Nebenfiguren des Romans. Mir persönlich haben es dabei Lilis Nichte Gesa (Tochter von Lilis Schwester Hilde und ihrem Mann Peter Westphal), sowie der Kinovorführer Hans Seifert angetan. Wirklich informativ, aber leider auch sehr bedrückend sind die bildhaften Schilderungen des ausgebombten Deutschlands in der Nachkriegszeit. Der Leser bekommt dabei einen sehr guten Eindruck über die Verzweiflung und Entbehrungen der Menschen in dieser tragischen Epoche.

    Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, informativ und gut und verständlich zu lesen. Dabei schafft es die Autorin durch kleine Nebengeschichten das Tempo des Romans hoch zu halten und durch die verschiedenen Schauplätze die Facettenhaftigkeit der Handlungsorte aufzuzeigen. Am Ende des Romans wird durch eine nicht vorhersehbare Wendung der Ereignisse die Grundlage für eine Weitererzählung der Geschichte gelegt. Zielgruppe des Romans sind Leser deutscher Nachkriegsgeschichte sowie Anhänger des deutschen Film- und Kinowesens. Sowohl für Männer als auch Frauen jeden Alters eignet sich der Roman als guter Einblick in das Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Mir persönlich hat der Roman gut gefallen und ich bin gespannt auf den zweiten Teil der Kino-Saga.

    Ich bedanke mich recht herzlich beim Goldmann Verlag und der Verlagsgruppe Random House für die Bereitstellung des Romans. Mein Dank gilt natürlich auch Micaela Jary für diese bezaubernde Geschichte auf dessen Fortsetzung ich mich schon sehr freue.


    8/10 P.