'Shirley' - Seiten 365 - 453

  • Na endlich kommt etwas Leben in die Geschichte. Shirley hat mir hier ausnehmend gut gefallen, ein echt patentes Mädel. Die Ereignisse des Nacht waren ja nun wirklich verstörend, aber Shirley hatte einen kühlen Kopf und Caroline vor törichtem Handeln bewahrt. Caroline verliert leider immer mehr in meinen Augen, sie mutiert immer mehr zum dummen Weibchen - neben Shirley verblasst sie total. Auch wenn die Damen damals sanft und eben "typisch" Frau waren, ich mag "Heldinnen wie Shirley, Emma und Elizabeth Bennet. da passt eine Caroline nicht in mein Bild.

  • Ich habe gerade den Überfall auf Mr. Moores Fabrik gelesen (einschl. Kap. 8). Interessant ist für mich in diesem Zusammenhang die Zeit, in der das spielt. Ende letzten / Anfang diesen Jahres habe ich viel dazu gelesen - aus Sicht Russlands (Tolstoi), von den direkten Folgen der napoloeonischen Politik für die englische Bevölkerung, es sei zugegeben, lese ich hier zum ersten Mal. Auch an den Gegensatz zwischen Nord und Süd (Stichwort "Norden und Süden" von Elizabeth Gaskell) muß ich immer wieder denken, weil auch das immer wieder mit anklingt.


    Und bei Caroline habe ich in der Tat den Eindruck, daß sie sich eher rückwärts denn vorwärts entwickelt. Da hat Shirley noch ein Stück Arbeit vor sich, das zu ändern. :grin

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Na endlich kommt etwas Leben in die Geschichte.

    Ja im Vergleich zu der Handlung bisher ist das Kapitel mit dem nächtlichen Überfall ja richtig voller Action.:lache


    Ich komme jetzt gerade ein wenig durcheinander mit der Einteilung, weil das Ebook hier schon wieder andere Überschriften hat als in der Einteilung angegeben. Aber ich denke , dass Kapitel mit dem Gespräch zwischen Mrs. York und Caroline müsste noch in diesen Abschnitt fallen. Dieses Gespräch fand ich ja echt sehr interessant und auch amüsant. Gefallen hat mir, dass Caroline sich gegen die Anschuldigungen von Mrs York gewehrt hat. Das hätte ich gar nicht von ihr erwartet. Ich habe schon gedacht, sie nimmt die verbalen Beschuldigungen einfach so hin. Aber da ist sie dann mal über ihren Schatten gesprungen und hat der alten Matrone Kontra gegeben. Anscheinend entwickelt sich Caroline also doch ein wenig in die richtige Richtung.

    Und auch die Aussagen von der erst 12 jährigen Rose sind wirklich interessant und ich hoffe, dass sie Caroline zum Nachdenken anregen. Rose fordert sie ja dazu auf, ihr Leben selbst in die Hand zu nehem und nicht in dem Haus von ihren Onkel alt und grau zu werden. " Besser doch, alles zu versuchen und alles leer zu finden, als nichts zu versuchen und das Leben ein unbeschriebenes Blatt bleiben zu lassen" ( bei mir auf S. 288) Weise gesprochen von einem 12 jährigen Kind.:)

  • Also ich habe die Einteilung für diesen Abschnitt wie folgt in mein Buch übertragen:


    Ab Kapitel 8 "Eine Sommernacht"

    bis Kapitel 12 "Ein Abend außer Haus"


    Das nächste Kapitel (Beginn folgender Abschnitt) ist wieder die Nr. 1 (im Dritten Buch) und lautet "Und ob ich schon wanderte im finstern Tal"

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Der Angriff auf Moores Fabrik war doch interessant und auch traurig zu lesen. Das besonnene Handeln von Shirley hat mir sehr gut gefallen und ich war regelrecht erleichtert, dass sie Caroline zurückhalten konnte.

    Und auch die Aussagen von der erst 12 jährigen Rose sind wirklich interessant und ich hoffe, dass sie Caroline zum Nachdenken anregen. Rose fordert sie ja dazu auf, ihr Leben selbst in die Hand zu nehem und nicht in dem Haus von ihren Onkel alt und grau zu werden. " Besser doch, alles zu versuchen und alles leer zu finden, als nichts zu versuchen und das Leben ein unbeschriebenes Blatt bleiben zu lassen" ( bei mir auf S. 288) Weise gesprochen von einem 12 jährigen Kind.:)

    Die Stelle fand ich auch sehr gut. Rose scheint ein aufgewecktes Kind zu sein. :)


    Ich komme mit den Kapiteln auch nicht so wirklich klar, da ich in meinem E-Book nicht die Möglichkeit habe, nach Seiten zu suchen, nur nach Positionen. Aber ich wurstel mich da eben durch, danke SiCollier für den Tipp.

  • Rose hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich fands richtig gut das sie es Caroline auf den Kopf zugesagt hat. Überhaupt mag ich die beiden Mädchen, Jessy und Rose.

    An Caroline gefiel mir auch,dass sie sich im Gespräch mit der alten Schachtel ( Namen vergessen ) behaupten konnte. Auch das Gespräch mit Mrs. Pryor fand ich sehr aufschlußreich - ich vermute nach diesem Gespräche mehr denn je, dass es sich um Carolines Mutter handeln könnte.

  • Zum Thema Shirley weiß über Carolines Gefühle bescheid: „Für mich würdest du blindlings und lammfromm in den Tod gehen, für Moore aber wissentlich und freudig.“ (S. 490, Manesse) Das scheint mir ein eindeutiger Hinweis zu sein.


    Bei dem Überfall auf die Fabrik geht es ja heiß her, ich hätte allerdings mit mehr Toten und Verwundeten gerechnet. Wobei ich immer noch nicht verstanden habe, was dieser (und andere erwähnte Überfälle) bezwecken sollen: wenn die Fabrik kaputt ist, verlieren alle ihre Arbeit (und Existenzgrundlage). Aber das wäre eine rationale Sichtweise, die hatten die Aufgebrachten wohl nicht.


    Am nächsten Morgen dann das große Reinemachen. Über die Naivität von Mr. Helstone habe ich mich amüsiert, über die Andeutungen, die Shirley gegenüber Moore machte, gegrinst (der ahnt nun wohl, daß da irgendwas nicht stimmt). Und Mr. Yorke war einfach unmöglich; immerhin weiß Shirley nun, daß man sie mit Mr. Moore verheiraten möchte.


    Interessant der Spaziergang von Caroline mit Mrs. Pryor (Kapitel 10). Da gibt es denn in der Tat etliche Hinweise darauf, daß das die Mutter von Caroline sein könnte. Beispielsweise auf S. 538 (Manesse): „In Carolines Gegenwart, und nur dann, warf ihr Herz sozusagen eine Last ab, ...“; dann etwas später der Hinweis, daß sie schon einmal in dieser Gegend gewesen sein muß, und auch die Anmerkungen über ihre eigene Ehe sowie die große Fürsorge, die sie im Hinblick auf Caroline an den Tag legt. So langsam bin ich wirklich gespannt, ob sich das Rätsel noch lösen wird.


    So manches dürfte die Autorin heute nicht mehr schreiben, weil es gegen die heutige „political correctness“ verstößt. Grinsen mußte ich bei dieser Aussage (S. 546 Manesse): „Stillschweigende Unterordnung unter Autoritäten und peinlich genaue Hochachtung vor allen Besseren (wozu ich selbstverständlich die oberen Klassen der Gesellschaft zähle) sind meines Erachtens für die Wohlfahrt einer Gemeinschaft unentbehrlich.“

    Da haben wir’s, weshalb heute Alles (oder jedenfalls Vieles) so schief läuft: es gibt weder „stillschweigende Unterordnung“ noch „peinlich genaue Hochachtung“ mehr. :chen ;-)


    Was mir immer wieder gut gefällt, sind die „persönlichen“ Einschübe der Autorin. Etwa gegen Beginn von Kapitel 11 (S. 553, Manesse): „Seinem Pferd dürfte diese Zeit zutiefst zuwider gewesen sein, denn es wurde oft und scharf geritten.“ :chen


    Was ich nicht so ganz verstanden habe ist, weshalb Caroline nicht zumindest mal einen Tag zu Besuch kommen kann, solange Shirleys Besuch da ist. Aber nun ja, andere Zeiten - andere Sitten.


    Dann wird Caroline nach Hollow’s Cottage eingeladen - endlich wieder einmal. Um dort auf unangekündigten Besuch zu treffen. Und Endlich, endlich taucht einmal eine andere Seite von Caroline auf und sie gibt Mrs. Yorke ordentlich Contra. Unterstützt von deren Töchtern. Na, dann kann’s ja doch noch etwas mit Selbstbewußtsein werden. ;-)


    Aber am Ende wieder ein Mißton; anscheinend geht sogar Hortense davon aus, daß ihr Bruder einmal Shirley heiraten wird. Allerdings gibt es nun zwei Mr. Moores, Roberts Bruder ist angekommen. Mal sehen, was der noch für eine Rolle spielen wird.


    Ich fands richtig gut das sie es Caroline auf den Kopf zugesagt hat. Überhaupt mag ich die beiden Mädchen, Jessy und Rose.

    :write


    Was ich nicht verstanden habe ist im 12. Kapitel "Ein Abend außer Haus" der Absatz über Jessie, Manesse S. 589f: "Aber ich will nicht weiter über dich schreiben, Jessie. Es ist ein regnerischer, stürmischer Herbstabend; ..."

    Ich habe den zwei Mal gelesen: ist das nun ein Ausblick (dazu paßt der letzte Satz "(...); aber Jessie lag kalt und einsam in ihrem Sarg - und nur der Rasen schützte sie vor dem Sturm." nicht) oder ein Rückblick - da passen die Zeitformen aber auch wieder nicht.

    Am Ende habe ich beschlossen, das als einen Rückblick aus der Zukunft zu betrachten.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Was ich nicht verstanden habe ist im 12. Kapitel "Ein Abend außer Haus" der Absatz über Jessie, Manesse S. 589f: "Aber ich will nicht weiter über dich schreiben, Jessie. Es ist ein regnerischer, stürmischer Herbstabend; ..."

    Das habe ich leider auch nicht verstanden. Ich habe den Abschnitt auch zwei mal gelesen, weil ich erst dachte, ich wäre einfach zu schnell und hätte da etwas falsch verstanden.. Aber ich verstehe die gewählte Zeitform auch gar nicht.

    Ein Rückblick aus der Zukunft? Das ist mir irgendwie zu umständlich. Ich habe gedacht, es könnte vielleicht ein Übersetzungsfehler sein . Ich weiß es auf jeden Fall leider auch nicht, wie das gemeint ist.

  • Bei dem Überfall auf die Fabrik geht es ja heiß her, ich hätte allerdings mit mehr Toten und Verwundeten gerechnet. Wobei ich immer noch nicht verstanden habe, was dieser (und andere erwähnte Überfälle) bezwecken sollen: wenn die Fabrik kaputt ist, verlieren alle ihre Arbeit (und Existenzgrundlage). Aber das wäre eine rationale Sichtweise, die hatten die Aufgebrachten wohl nicht.

    Ich habe es so verstanden, dass viele jüngere Männer in der Fabrik beschäftigt waren und die älteren Familienväter ihre Arbeit verloren hatten, weil ihr Handwerk nun von den Maschinen abgelöst wurde. Kann mich aber auch täuschen.

  • Vielleicht will sie deshalb nicht mehr über Jessy schreiben, weil Jessy bald stirbt? Das wurde doch im ersten Abschnitt erwähnt...

    Ja vielleicht. Ich habe die Stelle jetzt im Original nachgelesen - aber auch nicht verstanden, was das soll. Drum habe ich beschlossen, daß dieser Absatz für mich unverständlich bleibt.


    Das erinnert mich an Richard Mathesons "Das Ende ist nur der Anfang", was ich seinerzeit auf Englisch gelesen habe. Ein Absatz war mir unverständlich - den habe ich in der deutschen Ausgabe nachlesen wollen. Da fehlte er aber vollständig. Anscheinend haben den die Übersetzerinnen auch nicht verstanden und einfach weg gelassen.



    Ich habe es so verstanden, dass viele jüngere Männer in der Fabrik beschäftigt waren und die älteren Familienväter ihre Arbeit verloren hatten, weil ihr Handwerk nun von den Maschinen abgelöst wurde. Kann mich aber auch täuschen

    Das ist mir schon klar, was die ursprüngliche Motivation war. Nur daß sie damit doch auch ihre eigene Existenzgrundlage zerstören, das hat mich irritiert. Aber so weit denkt man in so einer Situation wohl nicht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Lt. dem Nachwort meiner Ausgabe (S. 945 Manesse), gab es diesen Aufstand 1811/1812 wirklich; die Autorin hat den relativ gut recherchiert und im Roman verarbeitet. Es war eine "Hungerrebellion", da die Kontinentalsperre verheerende Folgen für das einfache Volk hatte.


    ASIN/ISBN: 371751766X

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das habe ich leider auch nicht verstanden. Ich habe den Abschnitt auch zwei mal gelesen, weil ich erst dachte, ich wäre einfach zu schnell und hätte da etwas falsch verstanden.. Aber ich verstehe die gewählte Zeitform auch gar nicht.

    Ein Rückblick aus der Zukunft? Das ist mir irgendwie zu umständlich. Ich habe gedacht, es könnte vielleicht ein Übersetzungsfehler sein . Ich weiß es auf jeden Fall leider auch nicht, wie das gemeint ist.

    Da kann ich mich nur anschließen, ich habe den Abschnitt auch nicht verstanden. Ein Rückblick aus der Zukunft ist das Einzige was halbwegs Sinn ergeben würde, aber seltsam bleibt es für mich trotzdem.


    Bei dem Überfall auf die Fabrik geht es ja heiß her, ich hätte allerdings mit mehr Toten und Verwundeten gerechnet. Wobei ich immer noch nicht verstanden habe, was dieser (und andere erwähnte Überfälle) bezwecken sollen: wenn die Fabrik kaputt ist, verlieren alle ihre Arbeit (und Existenzgrundlage). Aber das wäre eine rationale Sichtweise, die hatten die Aufgebrachten wohl nicht.

    Ich glaube, dass das zum Großteil Moores Verdienst ist, der die aufgehtzten einheimischen Arbeiter schonen wollte, er macht nachher ja auch hauptsächlich Jagd auf die fremden Rädelsführer.