Astra hat ihre Superheldinnen-Ausbildung abgeschlossen und ist nun ein waschechtes Mitglied der Chicago Sentinels. Dennoch läuft es mies: Sie leidet unter posttraumatischer Belastungsstörung und ihre Beliebtheit in der Öffentlichkeit ist auf einem Tiefpunkt. Gerade als sie glaubt, die Dinge wieder in den Griff zu bekommen, zeigt eine Serie von Ereignissen, darunter ein Banküberfall und ein entsetzlicher Mord, dass einer der unangenehmeren Teile der… vom Teatime-Anarchisten prophezeiten Zukunft nicht so veraltet ist wie gedacht: Wenn sie es nicht schafft, einen Mordfall aufzuklären, bevor er geschehen ist, muss Blackstone sterben.
Astra hat eine Menge hinter sich bringen müssen. Zum einen nagt der Tod ihres Lehrers, Atlas, noch an und zum anderen ist die sie umgebenden Welt nicht so begeistert von ihr, wie sie es gerne hätte. Trotzdem versucht sie das Beste aus allem zu machen und ihren Job als Superheldin ernst zu nehmen. Doch kann sie nicht verhindern, dass sie ihr Schicksal immer wieder einholt und alles in die Bahnen lenkt, die für sie scheinbar vorher bereits festgelegt worden sind.
Autor Marion G. Harmon verfährt hier nach dem Marvel-Prinzip, welches von Stan Lee, Jack Kirby und anderen Größen der amerikanischen Comicszene bereits in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrtausends festgelegt wurde. „Superhelden sind auch nur Menschen!“. Und wie sich SPIDER-MAN durch eine Grippe aus der Kampfbahn werfen lassen muss, oder IRON MAN durch Alkoholismus auf seinem Weg mächtig verirrte, so hat auch Hope „Astra“ Corrigan mit den Dingen des ganz normalen Lebens zu kämpfen. Das lässt die ganze Geschichte nicht zu abgehoben und „unrealistisch“ daherkommen, denn in viele Dinge der jungen Dame mag sich der geneigte Leser hineinzuversetzen.
So schlittert Hope dann auch von Erfolg zu Misserfolg, lebt alle emotionalen Höhen und Tiefen des Superheldenlebens aus um am Schluss an allem irgendwie zu wachsen.
Wer sich in der Comicszene ein wenig auskennt, erkennt viele Dinge wieder, denn was gäbe es auf diesem Gebiet noch Neues zu erfinden? John Byrne erwiderte einmal auf den Vorwurf, dass er sich wiederholen würde, recht gelassen, dass alles bereits erzählt wäre und es nur noch Variationen eines Themas gäbe. So ist „Wearing the Cape“ denn auch „nur“ eine Variation, die aber viel Spaß macht und selbst eine Comicaltfan, der seit Beginn der Siebzigerjahre in der Comicszene unterwegs ist, begeistern kann.
Auch wenn ich nicht wirklich zu anvisierten Zielgruppe dieser Buchserie gehöre, so muss ich mich dennoch als Fan zu erkennen geben, denn „Astras Bewährungsprobe“ steht noch aus…