Caroline Mitchell - Silent Victim / Silent Victim

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)

    Manches ist schlimmer als Mord.

    Emma ist eine liebende Ehefrau – und eine Mörderin. Vor Jahren hat sie ihren Lehrer, der sie als Teenager verführte, erschlagen und auf dem Grundstück ihres Elternhauses vergraben – so glaubt sie zumindest. Als ihr Ehemann Alex eine neue Stelle annimmt, muss Emma ihr Elternhaus verkaufen. Zuvor will sie die Leiche verschwinden lassen. Doch das vermeintliche Grab ist leer. In ihrer Not offenbart sie sich ihrem Ehemann und löst damit etwas aus, das ihre Familie zu zerstören droht.


    Autorin (Quelle: amazon)

    Carolin Mitchell hat lange Jahre als Polizistin gearbeitet und war auf Fälle von häuslicher Gewalt und besonders schweren sexuellen Vergehen spezialisiert. Sie stammt ursprünglich aus Irland und lebt nun mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in einem Dorf an der Küste von Essex.

    Mehr zur Autorin unter http://www.caroline-writes.com.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „Silent Victim“, ins Deutsche übersetzt von Wolfgang Thon

    Erschienen am 14.06. 2019 im Aufbau Taschenbuch Verlag mit 384 Seiten
    Gliederung: Prolog – 81 Kapitel – Anmerkung der Autorin – Danksagungen

    Abwechselnde Ich-Erzählung der drei Protagonisten

    Handlungsort und -zeit: Mersea Island, Essex, 2017, mit zahlreichen Rückblicken auf die Jahre 2002/ 2003 und 2013


    Inhalt und Beurteilung

    Als Emmas Ehemann Alex ein sehr gutes Jobangebot in Leeds erhält und das Haus auf Mersea Island, in dem Emma aufgewachsen ist, verkaufen will, hat Emma ein Problem. 2013 hat sie auf dem Grundstück ihren ehemaligen Lehrer Luke, mit dem sie eine lange Vorgeschichte verband, mit einem Spaten niedergeschlagen und vergraben. Als sie die Leiche vor dem Einzug der neuen Hausbesitzer beiseiteschaffen will, findet sie das Grab leer vor. Gleichzeitig beginnt sie jemand psychisch zu terrorisieren, wobei er auf Dinge Bezug nimmt, die nur Luke wissen kann. Ist es möglich, dass Luke noch lebt oder weiß jemand Anderes von den Ereignissen?

    Emma vertraut sich ihrem Mann an und dieser erfährt plötzlich Dinge aus Emmas Vergangenheit, die ihn glauben lassen, seine Frau nicht zu kennen. Sie hatte eine schwere Kindheit und entwickelte eine Bulimie. Außerdem neigt sie dazu, Probleme zu verdrängen und reagiert zunehmend unüberlegt und hysterisch. Auch Emmas Schwester Theresa teilt Alex Dinge mit, die in ihm Misstrauen aufkommen lassen.


    Emma, Alex und Luke (2002/2003) treten abwechselnd als Ich-Erzähler auf und schildern die Ereignisse der Jahre von 2002 bis 2017 jeweils aus ihrer Perspektive. Dabei ergeben sich Widersprüche und es werden Zweifel am Wahrheitsgehalt der jeweils anderen Erzähler gestreut. Den Leser befällt eine zunehmende Verwirrung, er weiß nicht mehr, wem oder was er noch glauben soll. Besonders Emma gerät in den Verdacht, psychisch instabil und unverlässlich zu sein.

    Der Erzählstil ist ausgesprochen anschaulich und spannend, ohne explizit brutale Schilderungen; es fällt sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die Autorin hat viel Zeit und Mühe in die Darstellung von Emmas Kindheit und deren Folgen für ihre Psyche investiert, man merkt, wie sehr ihr das Thema jugendlicher Missbrauchs- und Manipulationsopfer am Herzen legt. Insofern geht „Silent Victim“ über einen reinen Unterhaltungsroman hinaus und bietet Diskussionsanreize.

    Einige Dinge, auf die man ohne Spoilergefahr nicht eingehen kann, sind nicht vollkommen glaubwürdig, das tut dem Lesegenuss jedoch keinen Abbruch.


    Fazit

    Rasante (Psycho-)Krimi-Unterhaltung mit einem ernsten Hintergrundthema, sehr lesenswert!

    9 Punkte

  • Dieser Thriller kommt mit sehr wenigen Figuren aus, die alle ihre Perspektive aus den Jahren 2002, 2013 und 2017 beschreiben.


    Da wäre Emma, Ehefrau und Mutter, Besitzerin eines Brautmodengeschäfts. Sie leidet an Bulimie, hat ihren Lehrer vor Jahren umgebracht und auf dem elterlichen Grundstück verscharrt. Als nun ihr Ehemann Alex eine neue Stelle angeboten bekommt, steht ein Umzug nach Leeds und damit verbunden der Hausverkauf an. Emma bekommt Panik, weil nun die alte Geschichte ans Licht käme. Als sie die Leiche ausbuddeln und quasi umsetzen möchte, findet sie die Stelle leer vor. Notgedrungen gesteht sie ihrem Ehemann die damaligen Vorkommnisse und berichtet ihm aber auch von aktuellen Bedrohungen. Es gipfelt u. a. in einem Beinaheunfall des Sohnes und einem zerschnittenen Brautkleid in ihrem Laden. Alex geht die Sache nun selbst an und hinterfragt einige Unklarheiten. Und jetzt beginnt es fesselnd und für den Leser verwirrend zu werden, denn es kommt auch der damalige Kunstlehrer Luke mit seiner Version zu Wort.


    Dem Leser stellen sich nun die Fragen: Was geschah damals wirklich? Wer sagt die Wahrheit bzw. was ist die Wahrheit? Oder wer ist hier ein Soziopath? Die Spannung steigt stetig an und hält bis zum Ende, verbunden noch mit einigen Überraschungen.



    Die Autorin hat es geschafft, von Beginn an bis zum Ende das Spannungsniveau hoch zu halten. Durch ihren beruflichen Hintergrund als Polizistin, gerade auf dem Gebiet häuslicher Gewalt und schweren sexuellen Vergehen, verfügt sie über die notwendige Erfahrung, um diese realistisch in die Geschichte einfließen zu lassen. Sie hat die überschaubare Zahl von Personen sehr detailliert, gut vorstellbar und facettenreich beschrieben. Als Leserin fühlte ich mich durch die bildhaften Beschreibungen mitgenommen in die Story und konnte mitfiebern.


    Von mir bekommt dieser Psychothriller eine Leseempfehlung!

  • Emma ist Ehefrau und Mutter – und sie hat ein Geheimnis. Sie glaubt, dass sie ihren Lehrer Luke, der sie missbrauchte, erschlagen und auf dem Grundstück der Eltern vergraben hat. Als ihr Mann Alex einen guten Job angeboten bekommt, will Emma so gar nicht umziehen. Das versteht Alex nicht. Emma gesteht ihm, was sie getan hat. Als Alex heimlich die Leiche ausgraben will, stellt er fest, dass es dort keine Leiche gibt. Dann fühlt sich Emma auch noch verfolgt. Bildet sie sich das alles ein oder ist alles wahr?

    Aus unterschiedlichen Perspektiven lernen wir diese Geschichte kennen und immer wieder gibt es Zeitsprünge. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen.

    Die Personen sind gut und authentisch dargestellt, so dass man ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen konnte. Emma hat es nicht leicht. Ihre Mutter hat sie verlassen und ist nicht wiederaufgetaucht und ihr Vater hatte wenig Interesse an seiner Tochter. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich Emma in den jungen Lehrer Luke verliebte. Emmas Vergangenheit hat aber nicht nur Auswirkungen auf ihre Ehe, sondern auch auf ihre Beziehung zu ihrer Schwester.

    Von Anfang an hat man Zweifel. Was ist die Realität? Es gibt immer wieder Wendungen, die dafür sorgen, dass man im Unklaren bleibt. Wer von den Beteiligten sagt die Wahrheit, wer lügt? Dass Ende konnte dann auch noch überraschen.

    Ein spannender Psychothriller.


    8/10