Die Lotosblüte - Hwang Sok-Yong



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    • Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
    • Verlag: Europa Verlag; Auflage: 1 (10. Mai 2019)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3958902626
    • ISBN-13: 978-3958902626

    Kurzbeschreibung lt. Amazon:


    Denkt man an ein märchenhaftes Schicksal, so kommt man nicht sofort auf Kurtisanen und Frauenhandel, doch es ist tatsächlich ein alter koreanischer Mythos, der diesem Meisterwerk zugrunde liegt. Darin entführt Hwang Sok-Yong den Leser in das Asien des 19. Jahrhunderts, in eine Welt des Opiumhandels und der Prostitution: Von der Stiefmutter verkauft, findet sich die 15 Jahre alte Shim Chong plötzlich als Zweitfrau eines alten Chinesen wieder. Lenhwa, Lotosblüte, heißt sie jetzt, und alles ist so furchtbar anders, als sie es gewohnt ist. Viel zu essen hatte sie nie, und Betteln war ihr täglich Brot, denn sie diente ihrem blinden Vater als Augenpaar, doch der Alltag in dem fremden Haushalt kommt ihr erst recht vor wie ein böser Traum.
    Als ihr Ehemann stirbt, wird ihr schmerzlich bewusst, dass dies für sie nur die erste Station einer Odyssee ist, die sie, als Handelsware missbraucht, von den Ufern des Gelben Flusses über Shanghai, Taiwan und Singapur bis in das Land der Geishas führen soll. Nach unzähligen sinnlichen wie schmerzvollen Erfahrungen entdeckt Shim Chong eines Tages die Macht ihres Körpers und nimmt ihr Leben in die eigenen Hände.
    Selten ist es einem asiatischen Autor gelungen, das historische Ostasien in all seinen bunten Facetten einzufangen. Hier taucht man ein in diese fremde Welt und nimmt Anteil am Schicksal Lenhwas: ein Roman mit enormer Tiefe, ungemein fesselnd und mit schwindelerregender Leichtigkeit erzählt.


    Über den Autor und weitere Mitwirkende lt. Amazon:

    Hwang Sok-Yong, geb. 1943, wurde mit zahlreichen nationalen und internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet. Sein Werk ist in Teilen auch in Deutschland bekannt. Während der Militärdiktatur infolge unerlaubter Reisen in den Norden kurzzeitig interniert, gilt er heute als wichtiger Vertreter Koreas und war als Unterhändler seines Landes in Nordkorea.


    Meine Meinung:

    Der Roman entführt den Leser in eine fremde Welt, nach Asien ins 19 Jahrhundert. Der Europa Verlag hat hierfür ein sehr passendes Cover ausgesucht. Die Frau im bunten Kleid auf hoher See weckt Neugierde. Die junge Chong, deren Mutter jung verstorben ist, wird als 15 jähriges Mädchen von ihrer Stiefmutter an einen alten Chinesen verkauft. Chong nimmt ihr Schicksal in die Hand, ohne verbittert zu sein.


    Der Leser taucht ein in verschiedene Kulturen, mit Opium wird viel Geld verdient und Bordelle finden regen Zulauf. Dies sind drei Hauptmerkmale des Romans.


    Bitter als die junge Chong ihr Elternhaus verlassen muss und in der Ferne an einen alten chinesischen Mann verkauft wird. Aber Chong bläst kein Trübsal, sie lässt sich auf ihre Pflichten ein. Der alte Chen besucht sie auch nicht allzu oft und geht sanft mit ihr um. Chens Familie ist im Teehandel tätig, worüber man so einiges interessantes erfährt. Leider gibt es aber auch die Abhängigkeit vom Opium. Als Chen stirbt muss Chong Abstriche in Kauf nehmen. Als ihr der Sohn des Alten zu nahe kommt, flieht sie. Sie findet Schutz im "Tempel des Glücks und der Freude".


    Der Leser erfährt viel, wie das Leben dort funktioniert. Aber nichts ist von Dauer und Chongs Reise geht weiter. Sowohl Orte als auch Ehemänner wechseln und der Leser wird genauestens informiert. In diesen Freudentempel werden natürlich auch Kinder gezeugt. Als Chongs Freundin stirbt, kümmert sie sich liebevoll um deren Kleine. Dieser Ersatz-Mutter-Instinkt kommt immer wieder durch, so will sie z.B. ein Waisenhaus gründen. Und so erfahren wir viel über Chongs Leben, bis dieses zu Ende geht.


    Mir hat es viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Das Eintauchen in diese fremden Kulturen fesselte mich. Man liest über Essen und Traditionen, aber wie ich finde aber leider auch sehr viel über Prostitution. Ich hätte mir diesbezüglich etwas weniger Detailverliebtheit gewünscht.


    Die Übersetzerin hat gute Arbeit geleistet, die Sprache fand ich toll. Der koreanische Autor ist bekannt in seiner Heimat und bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet.



    Fazit: Der Roman wird Leser ansprechen, die interessiert sind an asiatischen Kulturen und Gepflogenheiten in der damaligen Zeit. Das Thema Prostitution zieht sich nahezu durch das gesamte Buch und wird oft genauestens beschrieben. Allerdings schafft der Autor das auf eine ganz besondere Art, die nicht schmuddelig auf den Leser wirkt. Mir hat es größtenteils viel Freude bereitet in diese fremde Welt einzutauchen.


    Ich vergebe 8/10 Eulenpunkte.



  • Die Lotosblüte war ein Buch, dass mich teilweise fasziniert, teilweise verstört hat. Die Protagonistin Chong hatte keine Wahl und nimmt ihr Schicksal mehr oder weniger an. Aber streckenweise ist es schon eine schlimme Ausbeutung und Missbrauch.


    Chong hat ihre Höhen und Tiefen. Es wird praktisch ihr ganzes Leben erzählt und Chong muss sich wirklich keine Vorwürfe machen, nicht gelebt und geliebt zu haben. Sie hat sich kontinuierlich weiterentwickelt und mich als Figur beeindruckt.


    Der südkoreanische Literaturstar Hwang Yok-Song schafft die Mischung von poetischen Beschreibungen und Vermeiden von Übertreibungen und Stilblüten.


    Ein großer Wurf des Europa-Verlags!

  • Asien 19. Jahrhundert: 15jährig wird Chong, die schon von Geburt an kein leichtes Leben hatte, von der Stiefmutter an eine reiche chinesische Familie verkauft, als Zweitfrau für den alten Patriarchen. Als dieser stirbt beginnt eine Odyssee für Chong, durch mehrere Länder, Freuden- und Herrenhäuser.


    Ein koreanischer Autor schreibt einen historischen Roman, der in Korea, China und Japan spielt, das klingt sehr interessant. Leider gibt es lange kaum Anhaltspunkte, wann genau der Roman spielt, nur wenige Ereignisse lassen sich historisch einordnen, wie etwa die Opiumkriege. Ist zunächst wenig historischer Hintergrund zu spüren, wird er im letzten Viertel geballt eingesetzt, so dass fast schon Chongs Geschichte darin untergeht. Ich hätte mir eine Zeittafel und ein Nachwort des Autors gewünscht, leider ist aber außer einem Glossar kein Bonusmaterial vorhanden.


    Erzählt wird bildhaft und detailliert, aber auch sehr sachlich und wenig emotional. Wenn man bedenkt, was Chong alles mitmacht, hätte man sich mehr über ihre Gefühlswelt gewünscht. Vielleicht liegt das daran, dass ein Autor und keine Autorin schreibt? So kommt mir Chong auch nicht sehr nahe, zumal ich auch ihre Entwicklung nicht immer nachvollziehen kann. Auch das ist sehr schade, weil ich so kaum mit ihr mitleiden kann. Das klappt etwas besser bei anderen Charakteren, wie z. B. Lingling. Da Chong relativ häufig ihren Standort wechselt, und dann mit ihren früheren Gefährten keinen Kontakt mehr hat, muss man sich ständig an neue Nebencharaktere gewöhnen. Manch einer wird womöglich mit den vielen asiatischen Namen Schwierigkeiten haben, wenn man aber aufmerksam liest, sollte das aber kein allzu großes Problem sein.


    Mich hat der Roman leider weniger gut unterhalten als erhofft und ich konnte keine Beziehung zur Protagonistin aufbauen. Interessant war etwas über die gesellschaftliche Situation zu lesen und die diversen Anregungen zum Googeln. Ich denke, der Roman ist am ehesten geeignet für Menschen, die sich für asiatische Literatur interessieren und vielleicht auch schon ein bisschen über die historischen Hintergründe wissen. Von mir gibt es leider nur 6 Punkte.

  • Die Handlung der „Lotosblüte“ ist im 19. Jahrhundert in Asien angesiedelt. Die Geschichte beginnt in Korea. Eine arme Familie verkauft die Tochter als Zweitfrau an einen Chinesen. Das Mädchen ist 15 Jahre alt, der Chinese ein achtzig Jahre alter Mann! Das Mädchen, das in „Lehnwa“ umgetauft wird, rutscht nach dem Tod ihres Mannes noch tiefer in die Prostitution und landet schließlich in einem Bordell. Nach außen hin ist das Mädchen gehorsam und devot, innerlich aber schmiedet sie Pläne, um sich unabhängig zu machen von einem Leben, das sie nie selbst gewählt hatte.

    Als schließlich die Engländer in Asien siegreich sind, sieht Chong – Lenhwa ihre Stunde gekommen…


    Der Stil des Autors Hwang – Sok Yong ließ mich in eine fremde Kultur und eine ferne Zeit eintauchen. Das Sujet des Romans legt nahe, dass das Schicksal der Protagonistin kein leichtes ist; dennoch war es mir zum Teil unangenehm, die Beschreibungen der erotischen Szenen zu lesen und ich bezweifle, dass die Frauen die Gewalt und den Zwang genossen haben, wie so oft frage ich mich, ob ein Mann über Frauen schreiben sollte, und ob nicht insgeheim die Prostitution in Asien durch solche Romane (auch wenn der Autor sie vordergründig ablehnt) in gewisser Weise glorifiziert und mystifiziert wird? Zwar ist mir auch nicht wohl dabei, mir als Europäerin ein Urteil anzumaßen, aber ich finde es doch sehr erschreckend, dass das Thema Zwangsprostitution auch in der heutigen Zeit nicht passé ist. Im Zweiten Weltkrieg wurden Koreanerinnen von Japanern als „Trostfrauen“ (ein grauenhafter Euphemismus) versklavt, eine Anerkennung der Tatsache durch die Japaner erfolgte erst kürzlich.

    Man sieht in der „Lotosblüte“, wie die Protagonistin sich mit ihrem Schicksal arrangiert, gewisse „Privilegien“ genießt. Es gelingt ihr trotz aller Widrigkeiten, sozial aufzusteigen.

    Der Text ist zuweilen sehr poetisch, anrührend und auch abstoßend. Man muss sich aber trotz aller Schönheit der Sprache und trotz der exotischen Szenen vor dem Hintergrund einer wechselvollen Historie vor Augen halten, dass der Weg der Lotosblüte Shim Chong eine Geschichte der Sklaverei ist.


    Fazit:


    Für „Die Lotosblüte“ von Hwang – Sok Yong vergebe ich vier von insgesamt fünf möglichen Sternen.

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."