Die Schopenhauer-Kur von Irvin D. Yalom

  • Rückentext:
    Julius Hertzfeld ist funfundsechzig und ein renommierter Psychoanalytiker, als er ernsthaft erkrankt. Zeit, sich wichtigen Fragen zu stellen. War sein Wirken wirklich bedeutungsvoll? Er erinnert sich an einen Fall, bei dem er kläglich versagt hat. An Philip Slate, den er einst wegen dessen Sexsucht in Behandlung hatte. Dieser ist immer noch so arrogant und ichbezogen wie früher, dennoch behauptet er mittlerweile, sich selbst geheilt zu haben - und zwar mit Hilfe der Lektüre von Arthur Schopenhauer...



    Der Autor:
    Irvin D. Yalom, 1931 als Kind russischer Emigranten in Washington geboren, ist emeritierter Professor für Psychiatrie an der Universität Stanford. Er veröffentlichte psychotherapeutische Standardwerke, psychoanalytische Geschichten und Romane.



    Meine Meinung:
    Nachdem »Und Nietzsche weinte« mir so gut gefallen hat, konnte ich an diesem neuen Roman natürlich nicht vorbei gehen, und obwohl die Bücher nicht miteinander zu vergleichen sind, hat mir auch »Die Schopenhauer-Kur« sehr gut gefallen, denn es ist wieder ein lehrreiches, menschliches und obendrein spannendes Buch.


    »Wo ich bin, ist der Tod nicht, und wo der Tod ist, bin ich nicht. Warum also den Tod fürchten?« Diese Trostworte hatte Julius als Arzt und Psychiater den Sterbenden ins Ohr geflüstert. Jetzt muss er sich mit seinem eigenen nahenden Tod auseinandersetzen und trifft dabei ausgerechnet auf den misanthropischen Philip...


    Aus diesem Stoff zaubert Yalom eine weitere brillante Mischung aus Psychologie und Philosophie, wobei diesmal Schopenhauer eindeutig im Mittelpunkt steht.


    .

  • Hat mir nicht so gut gefallen:


    Yaloms dritter Roman konfrontiert einen Psychiater mit dem nahenden Krebstod. Nach der Entdeckung eines Melanoms wird Julius nur noch ein Jahr weitgehend normal leben können. Der Analytiker zieht Bilanz, und im Rahmen dessen wendet er sich jenen Fällen zu, bei denen keine oder nur unzureichende Therapieergebnisse erzielt werden konnten. Er stößt auf Akte von Philip Slate, dem kühlen, sexbesessenen Denker. Der wiederaufgenommene Kontakt fördert Erstaunliches zutage: Philip hat sich offenbar selbst von der Sucht befreit, mehr noch: Er will Therapeut werden. Julius und Philip schließen einen Kontrakt. Philip wird sich ein halbes Jahr lang an Julius' Gruppentherapie beteiligen, und Julius wird ihn im Gegenzug supervisieren, so daß Philip seine "philosophische Therapie" an Patienten erproben kann. Denn der ehemals sexsüchtige hat eine besondere Lösung für seine Probleme gefunden: Die Gedankenwelt des überaus misanthropen Philosophen Arthur Schopenhauer.


    Der Roman erzählt in der Hauptsache von jenen Gruppentherapiesitzungen, von der Entwicklung ihrer Teilnehmer, zuvorderst natürlich Philip, der nach und nach entdeckt, daß Sozialverhalten eine nicht unerhebliche Komponente des Daseins ist, aber auch von Pam, die zufälligerweise eines seiner früheren "Opfer" war. Aber Julius' Tod ist unausweichlich, wie auch das Ende der Gruppensitzungen. In einem weiteren Strang berichtet Yalom aus dem Leben Schopenhauers, eine Art "Schopenhauer für Eilige".


    Yalom muß man immer, das ist unvermeidbar, an seinem wunderbaren Erstling "Und Nietzsche weinte" messen, und wenn man diesen Maßstab anlegt, fällt "Die Schopenhauer-Kur" ziemlich hinten runter. Neben unglücklichen Perspektivwechseln und weitgehend vorhersehbarer Handlung zerfasern die biographischen – und oft überflüssig erscheinenden – Einschübe aus dem Leben Schopenhauers, die auch noch mit vielen Erklärungen durchsetzt sind, das Buch redlich, aber vor allem ist es schrecklich langweilig. Für diesbezüglich interessierte bieten die akribisch erzählten Therapiesitzungen durchaus bemerkenswerte Einblicke. Insgesamt aber ist "Die Schopenhauer-Kur" unspannend, gequält akademisch und sehr fad im Abgang.

  • Ich fand das Buch toll. Liegt aber auch daran, dass einer meiner Dozenten auf Yalom und Existentielle Psychotherapie abfährt und das in seine Seminare immer so nebenbei einfließen lässt (ist eigentlich nicht seine Fachrichtung, aber macht ja nichts) und ich deshalb einen persönlichen Bezug hatte, weil wir gerade vor ein paar Wochen genau über solche Fragen gesprochen haben. Es ist im Grunde ein Roman zum Lehrbuch. Yalom nennt es im Nachwort ja auch Psychotherapie-Pädagogik. Yaloms Romane zu lesen ist praktisch Modelllernen für mich. :anbet
    .

  • Ich liebe Bücher über Psychotherapie. Gruppentherapie.
    Immer wenn ich Yalom lese finde ich ihn ganz gut- lege ich das Buch weg, dann finde ich ihn eher oberflächlich also schlecht.
    Gut finde ich die kleine Schopenhauerbiografie.
    Die Zitate sind ja an und für sich gut doch habe ich Assoziationen
    zu diesen Familien wo ein guter Spruch an der Wand hängt doch niemand hält sich dran...


    Gut könnte die Wirkung des Buches sein, wenn man dann tatsächlich Schopenhauer liest.


    Die Gruppentherapie finde ich zweifelhaft. Eigentlich werden doch Leute wie Philip mit seinen
    nichtauthentischen Statements abgelehnt.


    Sehr bedenklich finde ich die Einstellung von Yalom zum Tod.
    Er vermittelt das nach dem Tod die grosse Dunkelheit herrscht.
    Da hat er sich zu wenig mit Nahtod Erfahrungen Buddhismus etc etc auseinandergesetzt.


    Buch kann man lesen vetsäumt aber auch nichts wenn nicht

    Tilmann Lahme Die Manns Geschichte einer Familie
    Byron Tanja Das Gehirn meiner Großmutter








    Bei tauschticket: wallilanda
    Bei tauschgnom: evalitera