Alina Bronsky - Der Zopf meiner Großmutter

  • Gebundene Ausgabe: 224 Seiten

    Verlag: Kiepenheuer&Witsch (9. Mai 2019)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3462051458

    ISBN-13: 978-3462051452



    Inhaltsangabe:



    Max’ Großmutter soll früher einmal eine gefeierte Tänzerin gewesen sein. Jahrzehnte später hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hart-herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade gegen das deutsche Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten oder ihre Mitmenschen und deren Religionen wettert, beschützt sie ihren einzigen Enkel vor dem schädlichen Einfluss der neuen Welt. So bekommt sie erst als Letzte mit, dass ihr Mann sich verliebt hat. Was für andere Familien das Ende wäre, ist für Max und seine Großeltern jedoch erst der Anfang.



    Autoreninfo:



    Alina Bronsky, geboren 1978 in Jekaterinburg/Russland, lebt seit Anfang der Neunzigerjahre in Deutschland. Ihr Debütroman "Scherbenpark" wurde zum Bestseller, fürs Kino verfilmt und ist inzwischen beliebte Lektüre im Deutschunterricht. Es folgten die Romane "Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche" und "Nenn mich einfach Superheld". "Baba Dunjas letzte Liebe" wurde für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert und ein großer Publikumserfolg. Die Rechte an Alina Bronskys Romanen wurden in zwanzig Länder verkauft. Sie lebt in Berlin.



    Meine Meinung:



    Titel: Der Teufel im Oma- Gewand...



    Da ich "Baba Dunjas letzte Liebe" mit großer Begeisterung gelesen habe, wollte ich mehr Stoff von der Autorin lesen und begann interessiert mit diesem sehr ungewöhnlichen Roman.



    In der Geschichte geht es um Max und seine Großeltern, die Russland verlassen haben, um in Deutschland ein besseres Leben zu führen. Doch das neue Land ist so anders als gedacht und das Heimweh schmerzt tief in der Brust. Wird diese ungleiche Familie dennoch ihr Glück finden?



    Auch wenn das Buch recht dünn ist, so kommt es doch mit sehr viel Geschichte und Emotionen um die Ecke, die sich nicht immer leicht verdaulich haben lesen lassen. Während der ganzen Lektüre fühlte ich mich sehr bedrückt, da die recht düstere Stimmung mich komplett gefangen genommen hat.



    Max als Figur hat mir gut gefallen, auch wenn ich mehr Mitleid hatte als dass ich mich mit ihm hätte identifizieren können. Er erträgt sein Leid mit einer gewissen Ruhe.



    Das Verhalten der Großmutter konnte ich erst auf den letzten Seiten so richtig nachvollziehen. Vorher ging sie mir ehrlich gesagt regelrecht auf die Nerven mit ihren Übertreibungen und ihrer derben Sprache. Mit ihr würde ich es keine fünf Minuten in einem Raum aushalten, weil sie mich wahnsinnig machen würde.



    Die im Roman eingeflochtene Liebesgeschichte läuft nur im Hintergrund ab und ist dennoch die ganze Zeit spürbar.



    Frau Bronsky ist zudem sehr gut gelungen, dass egal was auch passiert man mit Liebe und für einander da sein alles ertragen kann.



    Fazit: Keine leichte Kost, die aber dennoch berührt. Bedingt spreche ich eine Empfehlung aus!



    Bewertung: 6/ 10 Eulenpunkten

  • Einleitung/ Info


    Alina Bronsky
    Der Zopf meiner Grossmutter

    Originalsprache: deutsch

    Gebundenes Buch, 214 Seiten, 20,- €

    kiwi

    ISBN: 978-3462051452


    ASIN/ISBN: 3462051458


    Alina Bronsky lebt seit ihrer Kindheit in Deutschland und wurde 1978 in Russland geboren. Ihr Debütroman „Scherbenpark“, der unter anderem für den Jugendliteraturpreis nominiert war, hatte mir sehr gefallen, sodass ich der Autorin weiter gefolgt bin und neben dem neuen Buch „Der Zopf meiner Großmutter“ auch „Nenn mich einfach Superheld“, „Und du kommst auch drin vor“ und „Baba Dunjas letzte Liebe“ gelesen habe.


    Handlung


    In diesem Buch geht es um Max, der mit seiner Großmutter und seinem Großvater als Flüchtling in Deutschland lebt.

    Die Großmutter ist als ehemalige Tänzerin eine Autoritätsperson, die Max‘ Erziehung mit eiserner Hand überwacht. Ihr Enkel darf keine Süßigkeiten und allgemein nur pürierte leichte Kost essen, daneben gibt es unzählige weitere Regelungen um den „schwachen“ Jungen, der freilich vor allem deshalb so blass und kränklich ist, weil er so behandelt wird, zu schützen.

    Dadurch, dass die gebündelte Aufmerksamkeit auf Max liegt bemerkt die Großmutter als letzte Person, dass der Großvater sich verliebt hat – freilich in eine andere Frau. Mit dieser Szenerie beginnt die Handlung und nimmt an Fahrt auf.


    Covergestaltung und Buchtitel


    Die Farbgestaltung des Covers ist nicht so meins, aber es harmoniert vom Stil her mit „Baba Dunjas letzte Liebe“, wozu es thematisch auch ganz gut passt, daher finde ich die Gesamtgestaltung dennoch gelungen. Den Buchtitel empfinde ich als neutral.


    Meinung


    Dieser Roman ist meiner Meinung nach ein „typischer Bronsky“ - witzig und humorvoll, manchmal etwas böse erzählt die Autorin von schwierigen Themen und bisweilen schwer aufzudröselnden Gefühlszuständen. Dabei bleibt sie neben dem lockeren und amüsanten Tonfall stets respektvoll ihren Protagonisten gegenüber. Als Leserin gewinnt man die eigenwilligen Figuren lieb und interessiert sich schnell, wie es mit ihnen und der Geschichte weitergeht. Das führt dazu, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag, bis man die letzte Zeile gelesen hat, die einen wehmütig und gleichzeitig befriedigt ein gutes Buch gelesen zu haben zurücklässt.


    Fazit


    Diese Neuerscheinung der Autorin hat mir wieder sehr gut gefallen und ich kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen – vor allem an Fans der Autorin.


    9/10 Eulenpunkte.

  • Russische Patchworkfamilie


    Der Zopf meiner Großmutter, Roman von Alina Bronsky, 224 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
    Ein Roman über eine Frau, die versucht, in einer Gesellschaft Fuß zu fassen, die ihr entgleitet.
    Eine russische Familie, bestehend aus den Großeltern und dem kleinen Maxim, wandern als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland aus. Im Flüchtlingsheim, das den schönen Namen „Zur Sonne“ trägt, wird die Großmutter zur gnadenlos bösen Tyrannin. Vor ihren bitterbösen Sprüchen ist niemand sicher. Nur gut, dass die meisten Bewohner sie nicht verstehen, denn Deutsch lernt sie nicht. Den kerngesunden Max hält sie für einen geistig beschränkten und auch noch totkranken Idioten, der ständig umsorgt werden muss. Sie kocht und püriert, salzlos, zuckerlos und lauwarm. Dabei schikaniert sie ihn mit dem Duft und dem Anblick der leckeren Speisen die sie sich selber gönnt. Sogar seine Geburtstagstorte darf er nur mit den Augen verschlingen. Sie will ihn stets vor amerikanischen Päderasten, Zigeunern und der chinesischen Organmafia bewahren. Die Schimpftiraden der Großmutter treffen jeden. Sexismus, Antisemitismus, Homophobie. Die Türken kriegen ihr Fett ab, die Schwulen, die Juden sowieso. Als Schrumpfkopf, Dumpfbacke, Idiot, Asiatische Fresse, alter Sack, Krüppel und formloser Rotz werden Großvater und Max ständig tituliert. Doch Mäxchen fühlt sich abgehärtet gegen jede Peinlichkeit. Denn er und auch sein Opa wissen, dass es Margo tief in ihrem Inneren nicht so Böse meint. Als der Großvater sich in Nina, eine jüngere Russin verliebt, könnte das Ganze in ein Eifersuchtsdrama abgleiten. Doch wieder überrascht Oma alle.
    224 Seiten aufgeteilt in kurze Kapitel die mit einer, den Inhalt des Kapitels, zusammenfassenden Überschrift versehen sind. Humorvolle zum Teil bitterböse Dialoge machen das Buch lebendig. Alina Bronsky beschreibt ihre Charaktere sehr gut, mir haben Sätze wie folgender sehr gefallen: „Das Klavier war alt. Die vergilbten Tasten erinnerten mich an die Zähne meiner Großmutter.“ Der Erzählstil in der Ich-Form, aus der Sicht des anfangs 6jährigen Maxim, ist gut gewählt, denn dadurch merkt man, dass Mäxchen keinesfalls so dumm ist, wie seine Oma behauptet. Obwohl Maxim der Erzähler ist, ist aber Margo, die Großmutter die eigentliche Protagonistin. Sie, die ehemalige Tänzerin, ist plötzlich abhängig von einem Kind. Das stellt sie vor ein Problem. Sie selbst ist nicht in der Lage, sich zu integrieren, deshalb beschneidet sie den Enkel, um ihre Einsamkeit zu überdecken, vermute ich. Immer wieder musste ich bei der Lektüre lachen. Sätze wie: „Alle dicken türkischen Mädchen sind schon dort, in rosa Tutus.“ Oder: „Hätte er dem Schwein nicht die Zigarette aus dem Maul reißen und sie ihm in den Hintern stopfen können?“ fand ich im Zusammenhang durchaus lustig.
    Meine Lieblingsfigur natürlich der Erzähler Maxim, ein kluger und aufgeweckter Junge, der zum Glück durch die Behandlung seiner skurrilen Großmutter keinen größeren Schaden bekommen hat. Auch Tschingis, der Großvater, der schon lange zu sprechen aufgehört hat war mir sympathisch. Einzig Vera, die Tochter von Nina fand ich gemein und gehässig.
    Die dominante Großmutter lässt die anderen Figuren im Buch blass erscheinen. Einige Seiten mehr und etwas mehr Informationen hätten dem Buch gut getan. Für den Preis, hat das Buch für meinen Geschmack zu wenig Umfang, denn es ist viel zu schnell gelesen. Mir hat das Buch gefallen und mir einen lustigen Lesenachmittag beschert. Deshalb möchte ich es gerne weiterempfehlen und vergebe 8 Punkte

  • Einer solchen Großmutter begegnet man nicht alle Tage - weder literarisch noch in der Realität: Ausgewandert in den Westen versucht sie ihren Enkel vor dem großen bösen Wolf zu beschützen, der aus ihrer Sicht in allem und jedem steckt: Sie nennt sich selbst antisemitisch, wettert gegen Gott und die Welt und bekommt dabei nicht einmal mit, dass sich der Großvater in eine andere "verguckt"...


    Ihre giftigen und teilweise bitterbösen Kommentare sind freilich nicht nur für ihren Enkel Max nur schwer zu ertragen und werden für den Leser daher gütigerweise immer wieder durch Komik entschärft. Diese Episoden und deren Erzählweise waren aber tatsächlich auch in erster Linie für den hohen Unterhaltungswert der relativ kurzen Geschichte (etwas mehr als 200 Seiten) verantwortlich.


    Meine Wahrnehmung der streitbaren Großmutter wurde durch die geschickt formulierten Passagen immer wieder verändert. Mal hatte ich Verständnis für sie, dann wiederum postulierte sie etwas komplett "politisch Unkorrektes". Im einen Moment findet man sie äußerst anstrengend und dann gibt es Momente, in denen auch sie weich wirkt und man wieder einen ganz anderen Zugang zu ihr findet.


    Dass die Autorin bereits einige Publikumserfolge mit ihren Vorgänger-Büchern feiern konnte, überrascht mich daher nicht und hat dafür gesorgt, dass ich mir sicherlich noch Lesestoff von ihr besorgen werde.

  • Mich konnte das Buch überhaupt nicht begeistern.


    Mir tat Maxim einfach leid, dass er so schlecht von seiner Großmutter behandelt wurde. Ich habe leider nicht wirklich den Humor entdecken können, von dem andere sprechen. Es ist einfach oftmals bitterböse, was da geschildert wird. Die Großmutter hält alles für schlecht, was um sie herum passiert, man kann den Leuten nicht trauen und so ist sie trampelig und laut, um allen zu zeigen, was sie von ihnen hält. Warum sie nach Deutschland gekommen ist, wenn es doch so ein fürchterliches Land mit unfähigen Ärzten ist, fragt man sich da wirklich.


    4 Punkte von mir, das war so gar nicht mein Lesestil.


    Wenn ich nicht wüsste, dass Alina Bronsky auch andere Geschichten schreibt, wie "Barbara stirbt nicht", würde ich einen großen Bogen um ihre Bücher machen.