Remigiusz Mróz – Die kalten Sekunden / Nieodnaleziona

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Hätte ich ihr den Heiratsantrag einen Moment früher gemacht, wäre das nie passiert. Wir wären nicht angegriffen worden, und sie wäre nicht für immer aus meinem Leben verschwunden.

    Zehn Jahre nach dem Verschwinden seiner Verlobten Ewa ist Damian Werner ein Schatten seiner selbst. Er ist sich sicher, dass er sie nie wiedersehen wird. Eines Tages stößt er jedoch auf eine Spur – jemand sucht nach Ewa und hat ein Bild von ihr ins Netz gestellt. Kurz darauf postet der Unbekannte ein weiteres Foto. Wer sucht die junge Frau? Und kann es nach all den Jahren wirklich Ewa sein? Damian und Ewa waren bereits als Kinder unzertrennlich, sie hatten keine Geheimnisse voreinander. Doch als Damian weitere Nachforschungen anstellt, muss er feststellen, dass er seine große Liebe wohl doch nicht so gut kannte, wie er immer gedacht hatte.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Remigiusz Mróz, geboren 1987, hat einen Ph.D. in Jura und gab seine Anwaltskarriere auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit gerade mal 30 Jahren hat er bereits 25 Bücher veröffentlicht, darunter eine Justizthrillerreihe, die sich allein in Polen über 1,5 Millionen Mal verkauft hat und die für das Fernsehen verfilmt wird. In Polen ist jedes seiner Bücher auf Platz 1 der Bestsellerliste.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „Nieodnaleziona“, ins Deutsche übersetzt von Marlena Breuer und Jakob Walosczyk

    Erscheinungstermin: 21. Mai 2019 im Rowohlt Taschenbuch Verlag mit 352 Seiten
    Gliederung: Roman in drei Teilen mit jeweils ab 1 nummerierten Kapiteln – Autorennachwort

    Abwechselnde Ich-Erzählung von Damian Werner und Kasandra Reimann

    Handlungsort und -zeit: Verschiedene Orte in Polen, in der Gegenwart


    Inhalt

    Vor zehn Jahren hat Damian Werner seine Verlobte Ewa verloren. An dem Abend, als er ihr den Heiratsantrag machte, wurde das junge Paar von einer Männergruppe überfallen, Damian wurde bewusstlos geschlagen, Ewa vergewaltigt und entführt. Damian hat Ewa nie vergessen und glaubt daran, dass sie noch lebt. Als ein guter Freund im Internet ein Foto von einem Popkonzert findet, auf dem eine Frau zu sehen ist, die Ewa sein könnte, ist Werner entschlossen, sich auf die Suche zu machen.

    Deshalb kontaktiert er eine Detektivfirma namens Reimann Investigations, die ausschließlich über das Internet arbeitet. Wie er bald feststellen muss, hilft Kasandra, die Ehefrau des Inhabers, ihm nicht uneigennützig und auch nicht nur des möglichen Verdienstes wegen…


    Beurteilung

    Der Kriminalroman setzt sich aus zwei Handlungssträngen zusammen, in denen die jeweilige Hauptfigur als Ich-Erzähler*in auftritt. Damian berichtet darüber, wie das Verschwinden seiner Verlobten sich auf sein Leben ausgewirkt hat und wie er – motiviert durch eine Entdeckung seiner Freundes – auf die Suche nach Ewa geht; eine Suche, die einer Schnitzeljagd gleicht, denn Ewa, die sich offenbar vor einer kriminellen Organisation verstecken muss, führt ihn durch „Hinweise“ kreuz und quer durch das Land.

    Kasandra Reimann führt nur tagsüber das scheinbar perfekte Leben mit Mann und Sohn in einer schicken Villa. Nachts ist sie den Misshandlungen ihres gewalttätigen Ehemannes ausgesetzt. Der Leser fragt sich fassungslos, weshalb sie in dieser Situation ausharrt; die Vorahnung, dass es zu einer Eskalation kommen muss, sorgt für ein hohes Spannungsniveau. Der gesamte Roman ist in einem fesselnden und spannungsvollen Erzählstil verfasst, die Schilderungen der Misshandlungen sind äußerst drastisch und selbst für routinierte Thrillerleser nur schwer zu ertragen. Sensiblen Lesern muss deshalb von diesem Buch eher abgeraten werden. Die Geschichte der Kasandra Reimann ist umso erschütternder, als der Autor im Nachwort erklärt, dass in Polen jede Woche drei Frauen infolge häuslicher Gewalt versterben und 700 000 bis 1 000 000 Polinnen von ihren Männern misshandelt werden.

    „Die kalten Sekunden“ ist ein intelligent konstruierter, wendungsreicher Krimi, dessen Ausgang der Leser nicht vorzeitig absehen kann. Der anschauliche Sprachstil und die differenzierte Ausarbeitung der Charaktere bewirken, dass der Leser das Buch trotz der schwer zu ertragenden Szenen ungern aus der Hand legt.


    Fazit

    Ein wendungsreicher, spannender Kriminalroman mit traurigem Realitätsbezug, äußerst fesselnd, aber aufgrund expliziter Gewaltdarstellungen für sensible Leser weniger geeignet!

    8 Punkte