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'Deutsches Haus' - Seiten 223 - 308
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Es war für mich nur eine Frage der Zeit, dass sich in Stephans Träumen die aufgeschnappten Details des Prozesses und der Kriegsereignisse und seine Spielzeuge vermischen. Ganz ehrlich, ich kann nicht verstehen, warum man Kindern, damals wie heute, Kriegsspielzeug schenkt, erst recht ein Luftgewehr. Hallo!
Gerade auch damals, wo die Erinnerungen an den letzten Krieg noch recht frisch sind.
Annegret hat nun scheinbar doch ein Baby getötet, dass ihre Prozedur und anschließenden Rettungsbemühungen nicht überlebt. Was ist nur los mit ihr? Bindungen will und kann sie scheinbar auch nicht aufbauen, nur Affären mit verheirateten Männern, die zeitlich befristet sind und explizit Liebe ausschließen sollen. Was ist sie für eine Frau? Was ist mit ihr passiert? Über Evas Prozessnotizen macht sie sich auch lustig. Man kann es kaum einordnen.
Und Jürgen? Da fällt er doch, nachdem es Eva mehrfach mit Verführung bei ihm versucht hat, über sie her, und es mutet fast wie Akt der Gewalt an.
Arbeiten soll sie auch nicht mehr, weil es ihm als künftigen Ehemann nicht recht ist, und so darf sie es auch nicht mehr.
Naja, das ist der Punkt, an dem sie sich von ihm trennt! Zu Anfang des Buches hätte ich ihr das nicht zugetraut. Sie hat sich wirklich verändert, entwickelt.
Wie dieser Roman seinen Figuren die Möglichkeit gibt, sich zu entwickeln - großartig.
Erschütternd fand ich die Ortsbegehung in Auschwitz durch den gesamten Prozessstab, Ankläger, Richter und Verteidiger. Vor der sichtbaren Wahrheit sind sie plötzlich alle nackt. Da schützt auch keine Robe mehr!
Bei Eva kommen Erinnerungen zurück. Sie war ja noch sehr klein, aber so frühe Erinnerungen gibt es, und die holen sie ein. Mich hätte auch hier interessiert, an was Annegret sich erinnert, aber das erfährt man nicht, leider.
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Mich beeindruckt, wie es die Autorin so nach und nach schafft darzustellen, dass auch die Beteiligten rund um den Prozess ein anderes Bild bekommen. Es ändert sich etwas - natürlich nicht bei den Angeklagten, aber rundum.
Es ist tragisch, wie viel durch das jahrelange Verschweigen auch zerstört worden ist.
Erst in dem Moment, wo durch Aussage von Einzelnen und durch die Begehung des Tatortes die Opfer aus der Anonymität der großen Zahlen geholt werden, geht das Zudecken und Schweigen nicht mehr.
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Mich beeindruckt, wie es die Autorin so nach und nach schafft darzustellen, dass auch die Beteiligten rund um den Prozess ein anderes Bild bekommen. Es ändert sich etwas - natürlich nicht bei den Angeklagten, aber rundum.
Sie macht das ganz geschickt, so als ergebe sich das alles ganz zufällig, nebenbei, automatisch.
Nur Annegret verändert sich nicht...
Aus Annegret werde ich das ganze Buch über nicht schlau, vielleicht weil man so wenig oder gar nichts davon erfährt, wie es dazu kam, dass sie so widersprüchlich wurde, wie sie ist, so desillusioniert und bedürftig, so traurig und zynisch, so unnahbar kalt und insgeheim verzweifelt.
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Ich klinke mich nur kurz mit ein, ich habe das Buch ja schon im letzten Herbst gelesen....
Die Szenen in Auschwitz haben mich damals sehr mitgenommen, das ist einfach grandios geschrieben....
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Ich klinke mich nur kurz mit ein, ich habe das Buch ja schon im letzten Herbst gelesen....
Die Szenen in Auschwitz haben mich damals sehr mitgenommen, das ist einfach grandios geschrieben....
Finde ich auch!
Mir gefällt, dass die Autorin den Leser nicht mit Gewalt in dieses Grauen drückt. Schließlich wissen wir alle, was dort geschehen ist!
Es ist eher ein Mahnen mit leisen Tönen. Die Wirkung entfaltet sich in uns eher langsam, dafür aber sehr nachhaltig.
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Finde ich auch!
Mir gefällt, dass die Autorin den Leser nicht mit Gewalt in dieses Grauen drückt. Schließlich wissen wir alle, was dort geschehen ist!
Es ist eher ein Mahnen mit leisen Tönen. Die Wirkung entfaltet sich in uns eher langsam, dafür aber sehr nachhaltig.
Sie konzentriert sich auf das, was die Besucher empfinden, was es mit ihnen macht, dort vor Ort zu sein und nicht nur auf das, was sie sehen. Das finde ich sehr stark.
Es erinnert mich sehr an das, was mein Sohn und seine FreundInnen von ihrem Besuch dort zu ihrer Schulzeit berichtet haben.
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WIr waren mit der Schule ja "nur" in Dachau und ich war auch einmal in Bergen-Belsen. Das Grauen, das man da empfindet ist echt heftig. Und die Autorin schafft es genau dieses Gefühl nur mit Worten wach zu rufen....
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Sie konzentriert sich auf das, was die Besucher empfinden, was es mit ihnen macht, dort vor Ort zu sein und nicht nur auf das, was sie sehen. Das finde ich sehr stark.
Das Tönen der Herren Anwälte ist viel leiser geworden, wie da am Abend in der Gaststätte sitzen. Und wenn sie lauter werden im Gespräch, das nie etwas mit dem gerade Erlebten zu tun hat, merkt man in jeder Zeile trotzdem die Betroffenheit.
Als dem "Kaninchen", dem gegnerischen Anwalt, die Taschenuhr gestohlen wird, kommt die Sprache sofort auf die "klauenden Polen". Solche Verurteile halten sich standhaft, bis in die heutige Zeit. Ich muss das oft hören...
Deutsche kauen auch, und dass sie Verbrechen begehen, haben alle im KZ ja live gesehen.
Schade, dass nicht raus kam, wer die Uhr genommen hat.
Der Anwalt hätte sie auch auf den Haufen mit den enteigneten Uhren der ermordeten Häftlinge legen können...Das wäre vielleicht zu viel gewesen, aber gerecht.
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Da kann ich nur zustimmen - ich war als Jugendliche in Bergen Belsen. Das Gefühl, das ich bei dem Besuch hatte, hat sie wirklich wieder wachgerufen.
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Annegret hat nun scheinbar doch ein Baby getötet, dass ihre Prozedur und anschließenden Rettungsbemühungen nicht überlebt. Was ist nur los mit ihr? Bindungen will und kann sie scheinbar auch nicht aufbauen, nur Affären mit verheirateten Männern, die zeitlich befristet sind und explizit Liebe ausschließen sollen. Was ist sie für eine Frau? Was ist mit ihr passiert? Über Evas Prozessnotizen macht sie sich auch lustig. Man kann es kaum einordnen.
Mich hätte auch hier interessiert, an was Annegret sich erinnert, aber das erfährt man nicht, leider.
Inzwischen habe ich mir meine eigene - total laienhafte - Erklärung für ihre psychologischen Auffälligkeiten zusammengeschustert. Sie ist ja die ältere der Schwestern und hat das Morden im Lager sicher schon sehr bewusst mitbekommen. Scheinbar kann sie sich nicht mehr spüren. Sie ist ihrem Liebhaber gegenüber kalt und abweisend, auch der Schwester gegenüber. Nur wenn sie ein todkrankes Kind retten kann, fühlt sie sich besser. Wenn kein todkrankes da ist, macht sie eines krank.
(Ein Psychiater würde vielleicht lachen über meine These. Aber nur so gibt der Handlungsstrang für mich einen Sinn.)
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Aus Annegret werde ich das ganze Buch über nicht schlau, vielleicht weil man so wenig oder gar nichts davon erfährt, wie es dazu kam, dass sie so widersprüchlich wurde, wie sie ist, so desillusioniert und bedürftig, so traurig und zynisch, so unnahbar kalt und insgeheim verzweifelt.
Aus Erfahrungen im Familien- und Bekanntenkreis kann ich sagen, dass es keiner speziellen Einzelerlebnisse braucht, um die Psyche eines Kindes schwer zu schädigen. Die Geschehnisse im Lager, das Morden und Verbrennen, dazu die Eltern, die mit ihr NICHT darüber gesprochen haben und die letzten 25 Jahre ALLES verdrängt haben, dass hat dazu geführt, dass sie ihre schweren Kindheitstrauma nie aufarbeiten konnte. Für mich wäre sie auch eine Kandidatin für schwere Depressionen.
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Finde ich auch!
Mir gefällt, dass die Autorin den Leser nicht mit Gewalt in dieses Grauen drückt. Schließlich wissen wir alle, was dort geschehen ist!
Es ist eher ein Mahnen mit leisen Tönen. Die Wirkung entfaltet sich in uns eher langsam, dafür aber sehr nachhaltig.Das Grauen und der Umfang der Beschreibungen steigern sich langsam. Die Tonbandaussagen wurden sicher ziemlich genau wiedergegeben. Da musste die Autorin gar nicht viel erfinden. Eigentlich ist sie ja noch barmherzig, weil nicht ständig neue Szenen erzählt werden. Die Verhöre des Hauptangeklagten und das "Todspritzen" haben mich schwer erschüttert. So haarklein habe ich es selten gelesen und ich kann nur hoffen, dass hier wirklich eine Handvoll schwerkranke Psychopathen gewütet haben. Die haben sich einen Platz gesucht, wo sie ihre perversen Phantasien und Gelüste ausleben konnten.
Erschütternd immer wieder, wie kaum jemand sich aufgelehnt hat.
Gott sei Dank hat dieser Prozess stattgefunden. Und Gott sei Dank gibt es Bücher wie dieses, damit wir das nicht vergessen.
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Inzwischen habe ich mir meine eigene - total laienhafte - Erklärung für ihre psychologischen Auffälligkeiten zusammengeschustert. Sie ist ja die ältere der Schwestern und hat das Morden im Lager sicher schon sehr bewusst mitbekommen. Scheinbar kann sie sich nicht mehr spüren. Sie ist ihrem Liebhaber gegenüber kalt und abweisend, auch der Schwester gegenüber. Nur wenn sie ein todkrankes Kind retten kann, fühlt sie sich besser. Wenn kein todkrankes da ist, macht sie eines krank.
(Ein Psychiater würde vielleicht lachen über meine These. Aber nur so gibt der Handlungsstrang für mich einen Sinn.)
So etwas in der Art denke ich auch. Aber ich habe von Psychiatrie zu wenig Ahnung.
Ich finde nur, dass die Autorin nicht so eine Baustelle eröffnen kann und dann, nachdem sie das Fundament und die erste Mauer gesetzt hat (aus was für Material erfährt man nicht), einfach aufhört weiter zu bauen und die Investruine so stehen lässt.
Aus Erfahrungen im Familien- und Bekanntenkreis kann ich sagen, dass es keiner speziellen Einzelerlebnisse braucht, um die Psyche eines Kindes schwer zu schädigen. Die Geschehnisse im Lager, das Morden und Verbrennen, dazu die Eltern, die mit ihr NICHT darüber gesprochen haben und die letzten 25 Jahre ALLES verdrängt haben, dass hat dazu geführt, dass sie ihre schweren Kindheitstrauma nie aufarbeiten konnte. Für mich wäre sie auch eine Kandidatin für schwere Depressionen.
Wie immer unverständlich: wie kann man Kindern nur so etwas antun, damals wie heute...
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Erschütternd immer wieder, wie kaum jemand sich aufgelehnt hat.
Gewohnheit, Gleichgültigkeit, Machtgier oder auch nur Angst und das eigene Leben oder das der Kinder - Bei Jedem etwas anderes. Entschuldbar macht es das nicht!
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So etwas in der Art denke ich auch. Aber ich habe von Psychiatrie zu wenig Ahnung.
Ach naja, die Psychiatrie hat auch nur eingeschränkt Ahnung von sich selbst - die Ursachen der meisten psychiatrischen Erkrankungen gelten als ungeklärt. Selbst die Diagnosen an sich werden regelmäßig angepasst, sowie die Grenzen, ab wann etwas krankhaft ist (siehe die Änderungen vom DSM IV zum neuen DSM 5).
Wenn wir für Annegrets Verhalten nun einfach mal das bereits von Saiya erwähnte Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom annehmen, dann sagt bspw Wikipedia dazu: "Eine allgemein anerkannte Erklärung für diese Verhaltensweise gibt es in der medizinischen Fachliteratur bisher nicht".
Von daher finde ich es auch gar nicht schlecht, dass das Buch nicht feststellt: x führt zu y. Wir beobachten sie einfach von außen, so wie wir real auch nur beobachten könnten.
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So etwas in der Art denke ich auch. Aber ich habe von Psychiatrie zu wenig Ahnung.
Ich finde nur, dass die Autorin nicht so eine Baustelle eröffnen kann und dann, nachdem sie das Fundament und die erste Mauer gesetzt hat (aus was für Material erfährt man nicht), einfach aufhört weiter zu bauen und die Investruine so stehen lässt.
Sehr schön formuliert. Ich finde den Handlungsstrang um Annegret unnötig und ärgerlich.
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Sehr schön formuliert. Ich finde den Handlungsstrang um Annegret unnötig und ärgerlich.
Für mich gehört er nicht zum Buch. Ohne ihn hätte mir das Buch sicher besser gefallen.
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Das Grauen und der Umfang der Beschreibungen steigern sich langsam. Die Tonbandaussagen wurden sicher ziemlich genau wiedergegeben. Da musste die Autorin gar nicht viel erfinden. Eigentlich ist sie ja noch barmherzig, weil nicht ständig neue Szenen erzählt werden. Die Verhöre des Hauptangeklagten und das "Todspritzen" haben mich schwer erschüttert. So haarklein habe ich es selten gelesen und ich kann nur hoffen, dass hier wirklich eine Handvoll schwerkranke Psychopathen gewütet haben. Die haben sich einen Platz gesucht, wo sie ihre perversen Phantasien und Gelüste ausleben konnten.
Erschütternd immer wieder, wie kaum jemand sich aufgelehnt hat.
Gott sei Dank hat dieser Prozess stattgefunden. Und Gott sei Dank gibt es Bücher wie dieses, damit wir das nicht vergessen.
Ohne "Gott zu danken", sehe ich es wie du. Es ist richtig und wichtig, die Erinnerung zu bewahren. Gegen das Vergessen!
Nein, die Autorin muss nichts erfinden. Das würde den Opfern auch nicht gerecht. Ich finde allerdings, dass sie eher andeutet, als zu direkt zu beschreiben. Das, was in Auschwitz und vielen anderen dieser Orte, geschehen ist, habe anderswo schon schonungsloser und direkter gelesen. Ich meine das allerdings nicht als Kritik, denn dafür ist diese Art Roman aber auch nicht das richtige Mittel.
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Es geht ihr auch nicht um die Ereignisse in den KZs an sich, sondern um den Umgang mit den Erinnerungen und dem langen Schweigen und Nicht-wissen-wollen, meine ich jedenfalls.
Es war gar nicht selbstverständlich, dass es überhaupt zu diesem Prozess gekommen ist und das beschreibt sie ja auch sehr deutlich.