Troubadour: Die Löwenherz-Verschwörung (von Christoph Görg)

  • Troubadour. Die Löwenherz-Verschwörung

    Roman von Christoph Görg

    Goldegg Verlag, 2017; ISBN 978-3990600498

    Inhaltsangabe

    Als Niki Wolff nach einem Sturz von der schneeglatten Burgmauer der Ruine Dürnstein wieder zu sich kommt, befindet er sich noch am selben Ort, aber nicht mehr in der selben Zeit: Der Kalender zeigt Januar 1193. Seine unfreiwillige Begegnung mit dem Mittelalter sorgt für amüsante Irrungen und Wirrungen, verursacht aber auch ernsthafte Komplikationen, die den Lauf der Geschichte verändern könnten. Bald schon steht Niki nicht mehr nur zwischen den Zeiten, sondern auch zwischen zwei Frauen – und zwischen den Herren von Dürnstein und ihrem prominenten Gefangenen, dem englischen König Richard Löwenherz. Hat Niki den Verstand verloren? Liegt er im Koma und hat einfach nur einen ungewöhnlich realistischen Traum? Oder ist er tatsächlich durch die Zeit gereist? Eigentlich will Niki nichts wie zurück nach Hause. Stattdessen hat er schon bald alle Hände voll zu tun, um zu verhindern, dass die Geschichte durch seine Anwesenheit vollkommen aus dem Ruder läuft …

    (zitiert nach https://www.amazon.de/Troubadour-Die-Löwenherz-Verschwörung-Christoph-Görg/dp/3990600494)


    Zum Autor:

    Christoph Görg (geboren 1968 in Krems an der Donau, Österreich) studierte Betriebswirtschaftslehre und wurde Steuerberater. Daneben verfasste er Kurzgeschichten. "Troubadour - Die Löwenherz-Verschwörung" ist sein erster Roman

    (Quelle: Amazon)


    Persönlicher Eindruck:

    Der junge Niederösterreicher Niki Wolf hat Liebeskummer, weswegen er sich nach Dürnstein flüchtet. Dort hat er einen Unfall. Nach einem Sturz über eine Mauer liegt er im Komma beziehungsweise landet er im Mittelalter, wo er in die Geschehnisse um die Gefangenschaft von Richard Löwenherz verwickelt wird.


    Der Roman "Troubadour" erzählt von einer unfreiwilligen Zeitreise ins Mittelalter beziehungsweise in ein historisch belegtes Ereignis. Richard I. Löwenherz wurde bei seiner Heimreise vom Dritten Kreuzzug tatsächlich im Herzogtum Österreich gefangen genommen und verbrachte dort einige Tage (oder Monate) auf einer Burg der legendenumwobenen Adelsfamilie der Kuenringer, ehe er von Herzog Leopold (V.) dem Tugendreichen an König Heinrich VI. ausgeliefert wurde. Um Richards Gefangenschaft bildeten sich einige Legenden, auf die der Autor hier neben belegten Faken Bezug nimmt.


    Niki, der ein Fan des "Austro-Pops" ist, kann sich zunächst an nichts erinnern. Von Hadmar von Kuenring und dessen Leuten wird er für einen Troubadour gehalten. Als solcher reüssiert er, nachdem kein Geringerer als König Richard Löwenherz persönlich, der ebenfalls als Troubadour gilt, von seiner Interpretation des Schlagers "Es lebe der Zentralfriedhof" ganz begeistert ist. Noch glaubwürdig? Spätestens hier wird klar, dass "Troubadour" wohl kein Roman für jene Leserschaft ist, die historische Romane in erster Linie liest, um sich zu bilden oder sich eine Illusion von Bildung zu geben.


    Während Niki als Troubadour jedenfalls im Roman einige Austropop-Schlager große Erfolg hat, muss sich Niki daneben mit allen möglichen Dingen herumschlagen: seinen Gedächtnisverlust, Liebesgeschichten (darunter seiner eigenen), einem eifersüchtigen Kuenringer-Sprössling und einen Kriminalfall, in dem es um König Richards Leben geht. Während Königin Alienor im fernen England auf Richards sofortige Befreiung drängt, solange er noch in Gewalt der "gemütlichen" Österreicher ist, da sie diese für undurchführbar hält, sobald er an die "gründlichen" Deutschen ausgeliefert wird, hat sein "böser" Bruder, Prinz John hat da ganz andere Pläne, und was die gute Mutter nicht ahnt, in Dürnstein einen Verbündeten für diese vor Ort) .

    Während sich Nikis Abenteuer, die er in der mittelalterlichen Wachau erlebt, recht witzig lesen, hätte ich die Idee, dass er das erlebte, während er im Koma liegt, nicht wirklich gebraucht


    Auf der Habenseite gibt es jedenfalls eine originelle Grundidee, deren Umsetzung recht plausibel ist und die mit viel schrägen Humor und einer gewissen Skurrilität punktet. Dazu kommen noch nette Figuren wie der fesche und humorvolle Raubritter Joachim, der Hunde liebt, oder das böse Burgherrensöhnchen Hadmar, das sich aber nach der Gegenliebe seiner Angebeteten sehnt, doch selbst Niki, der mit seinen Ratschlagen anderen hier hilft, merkt, dass er dabei noch einiges lernen sollte. Zudem ist das Buch eine Liebeserklärung an den Austro-Pop des 20. Jahrhunderts (Fans von Georg Danzer, Reinhard Fendrich etc. kommen hier eindeutig auf ihre Kosten), und Görgs Beschreibung der mittelalterliche Wachau, in der auch Sagenelemente auftauchen, ein weiterer Pluspunkt.


    Mit der Idee, Niki unter Gedächtnisverlust leiden zu lassen, erst allmählich kehren seine Erinnerungen zurück, bietet Görg zudem eine halbwegs plausible Motivierung dafür, dass sich der Protagonist erstaunlich problemlos in den mittelalterlichen Alltag einfügen kann. Görg zeichnet ein Mittelalter, das trotz gewisser Schattenseiten (Kreuzzug, Wasserfolter) und typischer Kriminalroman-Elemente im Vergleich zu anderen historischen Büchern weniger düster wirkt.

    Die Kriminalgeschichte ist als Whodunit durchaus glaubwürdig aufgebaut, die Täterfigur gut platziert und ihr Motiv zwar nicht unbedingt mittelalterspezifisch, aber nachvollziehbar und glaubwürdig.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, allerdings ist es eines jener Bücher, auf die sich die Leserin oder der Leser auch einlassen muss. Das Buch dürfte jedenfalls eine ideale Lektüre für Leserinnen und Leser sein, die für ein etwas anderes Mittelalter aufgeschlossen sind oder gerne in der Wachau Urlaub machen, Künstler wie Georg Danzer, Reinhard Fendrich etc. schätzen, schräge Figuren und den typischen österreichischen Humor mögen.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)