Stefan Ahnhem - 10 Stunden tot / Motiv X

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Ein Mörder wählt seine Opfer scheinbar zufällig aus. So hinterlässt er keine Spuren. Kommissar Fabian Risk und das Helsingborger Kommissariat stehen vor einem Rätsel.

    Helsingborg ist nicht mehr der idyllische Ort an der schwedischen Küste, der er mal war. Während eine Reihe von Morden die Stadt erschüttert, kämpft Kommissar Fabian Risk gegen sein ganz persönliches Leid: Seine Familie droht an seiner Arbeit als Mordermittler zu zerbrechen. Aber sein Job ist sein Leben. Er kann nicht anders und nimmt sich der Aufklärung der Morde an, doch er findet keine Spur. Risk und seine Kollegen ahnen nicht, dass der Täter seine Opfer durch ein Würfelspiel rein zufällig auswählt, genau wie die Mordwaffe und den Tatort. So lassen sich keinerlei Verbindungen zu ihm herstellen. Wird dieser Fall ungelöst bleiben?


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Stefan Ahnhem ist einer der erfolgreichsten Krimiautoren Schwedens. Seine Bücher sind allesamt Bestseller und preisgekrönt. Bevor Ahnhem begann, selbst Krimis zu schreiben, verfasste er Drehbücher unter anderem für die Filme der Wallander-Reihe. Er lebt mit seiner Familie in Kopenhagen.


    Allgemeines

    Vierter Band der Reihe um Fabian Risk

    Titel der Originalausgabe: „Motiv X“, ins Deutsche übersetzt von Katrin Frey

    Erscheinungstermin: 2. Mai 2019 bei Ullstein als TB mit Klappbroschüre und 496 Seiten
    Gliederung: Prolog – Zwei Teile mit 88 Kapiteln – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Helsingborg, im Sommer 2012 (Prolog: ca. 2007)


    Inhalt

    Die Handlung setzt sich aus mehreren unterschiedlichen Handlungssträngen zusammen, die Fortsetzungen der Geschichte(n) aus den vorhergehenden drei Bänden darstellen, deshalb sollte man möglichst nicht mit dem vierten Band in die Reihe einsteigen.

    Fabian Risk ist beurlaubt, da er bei einem schrecklichen Vorfall einen Monat zuvor beinahe seine Tochter Matilda verloren hat. Auch sein Sohn Theodor leidet noch unter diesen Ereignissen. Während Fabian sich um seine Familie zu kümmern versucht, ermittelt er gleichzeitig im Geheimen gegen seinen Kollegen Ingvar Molander, den er für einen Mörder hält.

    Seine Kollegen haben es unterdessen mit einer merkwürdigen Mordserie zu tun, bei der sehr unterschiedliche Opfer auf ebenso unterschiedliche Art scheinbar völlig ohne Motiv getötet werden.

    Bei einem der Mordopfer handelt es sich um ein syrisches Flüchtlingskind, deshalb denken die Mitglieder der Mordkommission zunächst an ein rassistisches Motiv. Allerdings treibt auch ein psychisch gestörter Pädophiler in Helsingborg sein Unwesen – so hat die personal unterbesetzte Abteilung viel Arbeit vor sich.


    Beurteilung

    Ohne Vorkenntnisse der Reihe dürfte es schwierig sein, der Handlung vollständig zu folgen. Auch mit entsprechenden Kenntnissen bedarf es erhöhter Konzentration, den Überblick zu behalten. Alle Handlungsstränge – sowohl diejenigen um das Privatleben und die familiären Probleme der Ermittler als auch diejenigen um die Morde – sind sehr spannend, durch den häufigen Perspektivwechsel und Cliffhanger am Ende der Kapitel bleibt das Interesse des Lesers durchgängig erhalten. Auch der fesselnde Erzählstil trägt dazu bei, dass man den Kriminalroman ungern aus der Hand legt.

    Der Autor nimmt sich viel Zeit für die Charakterdarstellung seiner Hauptfiguren, deren persönliche und politische Einstellungen immer wieder Auswirkungen auf ihre Arbeit haben und gelegentlich zu einem Tunnelblick führen, wenn z.B. eine Kommissarin, die nichts mehr hasst als Rechtspopulisten, einen verengten Blickwinkel entwickelt und außer Rassismus kein anderes mögliches Mordmotiv mehr sehen will. Interessant ist der Einblick in die Psyche eines Mörders, der seine Opfer durch Würfeln aussucht, er ist offenbar der Meinung, von den Würfeln „Aufträge“ zu erhalten. Zu dieser Persönlichkeitsstörung hätte man gern – gegebenenfalls in einem Nachwort – nähere Informationen bekommen.

    Wie die meisten skandinavischen Kriminalromane spricht auch „10 Stunden tot“ aktuelle gesellschaftliche Probleme an, neben dem Erstarken rechtsgerichteter Parteien (Schwedendemokraten) und rechtsradikaler Gruppierungen im Untergrund wird auch der zu lasche Umgang mit Pädophilen, die eigentlich in die geschlossene Psychiatrie gehören, aber auf freiem Fuß sind, thematisiert.

    Die Handlung ist nicht in allen Einzelheiten glaubwürdig, das schadet dem Unterhaltungswert jedoch nicht. Der Roman ist nicht in sich abgeschlossen, mehrere Handlungsstränge enden offen…und in einem kritischen Moment, sodass zu hoffen bleibt, dass der fünfte Band nicht lange auf sich warten lassen wird.


    Fazit

    Spannende Unterhaltung, der Leser sollte auf jeden Fall Vorkenntnisse aus den ersten drei Bänden mitbringen!

    8 Punkte

  • Stefan Ahnhem ist einer der erfolgreichsten Krimiautoren Schwedens. Er wurde 1966 in Stockholm geboren und wuchs als Einzelkind im südschwedischen Helsingborg auf. Seit den 1990er Jahren schrieb er an Drehbüchern für Filme und Fernsehserien, darunter die Polizeiserie Kurt Wallander von Henning Mankell und Irene Huss, Kripo Göteborg von Helene Tursten. Seine Krimiserie um Kommissar Fabian Risk wird von den Krimileserinnen und -lesern weltweit geliebt, seine Bücher sind allesamt Bestseller und preisgekrönt. Er lebt mit seiner Familie in Kopenhagen.

    • Broschiert: 496 Seiten
    • Verlag: Ullstein Hardcover; Auflage: 1. (2. Mai 2019)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3550200056
    • ISBN-13: 978-3550200052

    Wenn die Würfel fallen


    "Der Würfel nimmt eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Menschheit ein. Er war sozusagen der erste Zufallsgenerator, den der Mensch erfand." (Welt der Würfel.de)
    Seine Opfer wählt er nicht unscheinbar aus, der neuste Serientäter der den Ermittlern des Helsingborger Kommissariat das Leben schwer macht. Sondern er hat sein ganz eigenes Prinzip, wie er seine Opfer auswählt. Mit ausgeklügelten Würfeln erwählt er sich seine Opfer, den Tatort, die Mordwaffe und vieles andere mehr. Den dieser bizarre Mörder überlässt nichts dem Zufall. So ist Helsingborg auch nicht mehr die idyllische Küstenstadt Schwedens, die sie mal war, sondern die Menschen haben plötzlich Angst der nächste zu sein. Fabian Risk derweil muss sich mit ganz anderen Kämpfen abplagen. Froh ist er, das endlich seine Tochter Matilda aus dem Koma erwacht ist, doch in der Familie liegt nach diesem Zwischenfall vieles in Scherben. Trotzdem er eigentlich um diese kämpfen wollte, widmet sich Fabian um den Selbstmord eines Kollegen, der ihm Rätsel aufgibt. Doch auch Matilda hat sich seit dem Vorfall verändert, Fabian kommt einfach nicht mehr an sie heran. Werden sie den Täter finden, bevor er sein nächstes Opfer erwürfelt hat? Und wird Fabian seine Familie retten können?


    Meine Meinung:
    Ein düsteres Bild überstrahlte das Cover zum vierten Fabian Risk Fall. Nachdem ich "Minus 18" gelesen hatte, musste ich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Der Schreibstil war unterhaltsam, spannend und sehr interessant, auch wenn es zwischendrin ein paar Szenen gab, die etwas ausladend waren. Doch der Plot konnte mich mehr als überzeugen. Einen Täter der seine Opfer auswürfelt und dazu noch alles drumherum, fand ich schon sehr skurril und wahnsinnig interessant. Ich hatte förmlich Gänsehaut allein von der Vorstellung, dass es bei dem Täter jeden treffen könnte, ob Kind, Frau oder Mann und dies zu jeder Zeit und an jedem Ort. Besonders der kleine Flüchtlingsjunge der zum Opfer wurde, musste ich schon schwer schlucken. Ich fragte mich, wie soll man da als Ermittler ein Profil erstellen, wenn man erst einmal den Zusammenhang suchen muss, wieso die Menschen getötet wurden? Leider dauerte es immer recht lange, bis der Täter erneut zuschlug. Den es wurde immer wieder unterbrochen durch den zweiten Handlungsstrang bei dem es um Fabian Risk und seine Familie ging. Natürlich beschäftigte sich Fabian auch dieses Mal mit einem Fall, den ganz ohne Arbeit kann dieser Mann einfach nicht. Jedoch gerade hier empfand ich einige Passagen schon recht langatmig, sodass deshalb bei mir öfters die Spannung wieder abflachte. Hier kam für mich wieder der das typische bei skandinavischen Krimis zum Tragen, die oft recht detailliert und ausschweifend beschreiben. Dennoch war es gut mitzuerleben, wie es mit Matilda und Familie Risk weiterging. Doch ein bisschen war ich verwirrt über ihre Reaktion gegenüber ihrer Familie und im Speziellen ihrem Vater Fabian gegenüber. Sie wirkte da auf mich manchmal ein bisschen schon zu erwachsen. Besonders wurde mir hier wieder einmal bewusst, wie schwierig es für Ermittler ist Beruf und Privates unter einen Hut zu bekommen, ohne das eines auf der Strecke blieb. Ich muss ehrlich sagen dies beschrieb der Autor hier sehr gut. Die Charaktere, die ich schon vom Vorband kannte, konnten mich auch hier erneut überzeugen. Insbesondere Fabian Risk der seinen eigenen inneren Kampf ausfocht, konnte ich mitunter gut verstehen. Ebenso gefiel mir die sehr engagierte Irene Lilja sehr gut. Trotz den unnötigen Längen konnte mich das Buch größtenteils wieder überzeugen. Lediglich das abrupte und offene Ende hat mich mal wieder fragend zurückgelassen. So warte ich nun auf den nächsten Band, um hoffentlich Klarheit zu bekommen und gebe diesem Buch wegen der famosen Idee des Täters 4 von 5 Sterne. :thumbup:



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    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Spannendes Setting


    Ein Mörder, der scheinbar wahllos Menschen auf brutale Weise ermordet, ein durch sein Privatleben schwer in Mitleidenschaft gezogener Ermittler und unzählige, spannende Handlungsstränge, haben diesen Thriller für mich zu einem echten Erlebnis gemacht.


    Aber: Dies war mein erstes Buch von Stefan Ahnhem, weswegen ich auch die Vorgeschichte der Figuren - allen voran Kommissar Fabian Risk - nicht kannte. Das machte es für mich zunächst schwierig in die Geschichte reinzukommen und ich würde rückblickend auf jeden Fall mit den vorangehenden Bänden beginnen - mindestens mit dem direkten Vorgängerband "Minus 18°". Prinzipiell geht es aber auch ohne, man muss dann nur ein bisschen warten, denn nach und nach werden Ereignisse der Vergangenheit dann weiter erklärt, sodass weitere Puzzleteile für ein klareres Gesamtbild sorgen.


    Nichts desto trotz hat mich die spannende Handlung rund um die brutal verübten Mordfälle an zufällig gewählten Opfern wie gesagt sofort gefangen genommen. Es ist ehrlich gesagt eine ziemlich beängstigende Vorstellung, dass ein brutaler Mörder Menschen tötet, die er mittels eines Würfelwurfs "auslost" - ohne, dass sie irgendeinen Einfluss darauf nehmen könnten oder eine besondere Schuld daran tragen würden. Der perfide Mörder würfelt dabei nicht nur sein Opfer, sondern überlässt auch die Wahl der Mordwaffe hierbei dem Zufall!


    Eine der großen Stärken dieses Thrillers ist aber zugleich seine größte Schwäche, nämlich die verschiedenen Handlungsstränge, die zwar einerseits für die nötige Abwechslung und eine gute Portion Komplexität sorgen aber andererseits leider am Schluss nicht alle auserzählt werden. Das legt natürlich nahe, dass es einen Nachfolgeband geben wird, auf den ich mich auf jeden Fall schon jetzt freue!