Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Der größte Zauberer seiner Zeit: Doktor Faust.
Gretchen: alles andere als unschuldig.
Die junge Novizin Margarete hat ein Laster: Wissbegier. Nicht einmal ihr geschätzter Beichtvater, der berühmte Schriftgelehrte Trithemius, will ihr einen Funken Entfaltung zugestehen. Sie streift den Habit ab – und flieht aus dem Kloster. Auf einem Markt in Heidelberg lernt sie den erfolglosen Astrologen und Alchimisten Georg Helmstetter kennen und schließt sich ihm an. Unter dem Namen Doktor Faustus schlagen sie sich als wandernde Zauberkünstler durch, bis Margarete Zweifel kommen. Ist der Mann an ihrer Seite nicht vielmehr ein Meister des Betrugs? Schmähschriften tauchen auf, die Faust im Pakt mit dem Teufel zeigen. Margarete bleibt. Und muss diese Entscheidung teuer bezahlen …
Autor (Quelle: Verlagsseite)
Roman Rausch, 1961 in Mainfranken geboren und aufgewachsen, arbeitete nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Medienbereich und als Journalist. Für seine Würzburger Kommissar-Kilian-Krimis wurde er 2002 auf der Leipziger Buchmesse und 2011 mit dem Weintourismuspreis ausgezeichnet. 2015 folgte der Bronzene HOMER für «Die letzte Jüdin von Würzburg». Er lebt als Autor und Schreibcoach in Würzburg und Berlin.
Allgemeines
Erscheinungstermin: 16.04.2019 im Rowohlt Taschenbuch Verlag, 464 Seiten
Gliederung: Prolog – Zwei Teile mit insgesamt 32 Kapiteln – Anmerkungen
Ich-Erzählung der Margarete
Handlungsorte und -zeit: Verschiedene Orte im Gebiet (des heutigen) Deutschlands, ca. Jahrhundertwende vom 15. zum 16. Jahrhundert bis 1540
Inhalt
Margarete, Tochter adeliger Eltern, ist von diesen gegen ihren Willen ins Kloster gebracht worden. Das junge Mädchen eckt mit ihrem Freiheits- und Wissensdrang dort ständig an, denn sie interessiert sich für viele Dinge, die einer frommen Novizin nicht anstehen – besonders die Astrologie. Auch ihr Beichtvater, der Abt Johannes Trithemius kann sie nicht dazu bewegen, sich mit dem Klosterleben zu versöhnen.
Als es Margarete gelingt, aus dem Kloster zu fliehen, trifft sie auf den Alchimisten Georg Helmstetter, der sich auch Sabellicus nennt und später unter dem Namen Johann Georg Faust berüchtigt werden wird. In ihm meint sie, eine verwandte Seele gefunden zu haben, deshalb zieht sie mit ihm durch das Land. Sie machen Experimente und treten als „Zauberkünstler“ auf, Sabellicus behandelt gelegentlich auch Kranke, während Margarete Horoskope erstellt. Als Sabellicus sich der Nekromantie zuwendet und durch dieses Gebaren seine Kunden täuscht, betrügt und in Gefahr bringt, kommt es zum Bruch zwischen Margarete und ihm. In den Jahren nach ihrer Trennung tritt Sabellicus immer wieder unter dem Namen „Johann Faust“ – einst Erfindung und Pseudonym von Margarete – auf und gelangt durch immer übertriebenere, auf Flugblättern verbreitete Geschichten zu zweifelhaftem Ruhm.
Doch nicht allein deshalb hasst ihn Margarete und folgt seiner Spur viele Jahre, um an ihm Rache zu nehmen…
Beurteilung
Über den historischen Faust ist nicht allzu viel bekannt, seine Legende beruht auf vielen Übertreibungen und Ausschmückungen. Der Brief (1507) von Trithemius an den Arzt und Astrologen Johann Virdung stellt allerdings eine gute Quelle für die Geschichten dar, die über Faust – nicht zuletzt durch seinen scharfen Kritiker Trithemius selbst – in Umlauf gebracht wurden. Der seinerzeit noch junge Buchdruck ermöglicht die rasante Verbreitung der Geschichte Fausts durch Flugblätter, Drucker verdienen mit der Erfindung immer spektakulärerer „Storys“ viel Geld – Parallelen zum 21. Jahrhundert sind durchaus erkennbar.
Vor dem gut recherchierten Hintergrund des frühen 16. Jahrhunderts entwirft der Autor das fiktiv ausgestaltete Leben des Johann Georg Faust, der Leser begegnet dabei vielen realen historischen Persönlichkeiten, darunter Joß Fritz, Martin Luther und seinen Freunden im Schwarzen Kloster zu Wittenberg. Die Unruhen (Bauernkriege, Religionskonflikte) und die daraus resultierenden Grausamkeiten der Zeit werden anschaulich geschildert und vermitteln ein düsteres Bild dieser Epoche, in der die Welt im Wandel vom Mittelalter zur frühen Neuzeit begriffen ist.
Sowohl Sabellicus als auch die Ich-Erzählerin Margarete sind in ihren Charakteren detailliert und facettenreich ausgestaltet.
Es wäre hilfreich gewesen, wenn die Kapitel des Romans statt mit Überschriften mit Orts- und Zeitangaben versehen worden wären und wenn eine Landkarte des 16. Jahrhunderts vorhanden wäre. Ohne dieses Zusatzmaterial fällt es nicht ganz leicht, sich chronologisch und geografisch zu orientieren, da die Handlung einen großen Zeitrahmen umfasst und an vielen verschiedenen Orten spielt.
Die Anmerkungen des Autors im Anhang werfen ein Licht auf verschiedene Interpretationen der Persönlichkeit Fausts zwischen wissenschaftlichem Bestreben einerseits und Teufelspakt andererseits.
Fazit
Eine lesenswerte literarische Ausgestaltung des Lebens von Johann Georg Faust vor dem Hintergrund der unruhigen ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts!
8 Punkte