Raffaella Romagnolo - Bella Ciao
- Gebundene Ausgabe: 528 Seiten
- Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (20. März 2019)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3257070624
- ISBN-13: 978-3257070620
Klappentext
Piemont, 1946. Giulia Masca kommt als gemachte Frau zurück in das Städtchen ihrer Kindheit, wo sie noch eine Rechnung offen hat. Vor fast fünfzig Jahren wurde sie hier von ihrer besten Freundin Anita und ihrem Verlobten hintergangen, weshalb Giulia die Flucht ergriff und sich in New York eine neue Existenz aufbaute. Nach einem halben Jahrhundert will sie Anita wieder treffen – wie werden sie sich gegenübertreten?
Über die Autorin
Raffaella Romagnolo, geboren 1971 in Casale Monferrato. Sie unterrichtet Geschichte und Italienisch an einem Gymnasium. Seit 2007 schreibt sie auch Romane – mit Erfolg. Ihr vierter Roman ›La figlia sbagliata‹ war für den Premio Strega nominiert. Mit ›Bella Ciao‹ gelingt ihr nun der internationale Durchbruch. Raffaella Romagnolo lebt heute in Rocca Grimalda im Piemont.
Meine Meinung zum Roman
Ich hatte komplett einen anderen Roman erwartet, denn ich habe mich am Klappentext orientiert. Ich dachte an eine Familiengeschichte, die Geschichte einer Freundschaft, die viele Wunden riss, als sie abrupt zu Ende ging und getrennte, verstrittene und in gegenseitiger Schuld verstrickte Freunde, denen man die Möglichkeit zur Klärung, zur Heilung gibt. Ungewöhnliche Wege vermutete ich, Emotionen, Schmerz und vielleicht Freude.
Ich hatte nicht so viel Kriegt erwartet, so viel Tod und politische Verwicklungen.
Der Roman ist historisch sehr gut recherchiert. Die umfangreichen Kriegsereignisse und Aufstände, immer mit den Mitgliedern der Familien von Giulia und Anita verbunden, waren eindringlich und wirklichkeitsnah geschildert, führten aber für mein Empfinden immer nur dahin, dass mir wieder eine Figur, deren Schicksal mich zu berühren begann, durch den Tod aus der Geschichte gerissen wurde. Wir lesen hier von harten, schlimmen Zeiten, unbestreitbar. Der eigentlich vermutete Konflikt, die Gefühlswelt Giulias, die im letzten Abschnitt ihres Lebens an die Orte ihrer Kindheit zurückkehrt und ihre Vergangenheit noch zu finden hofft, kam mir dabei zu kurz. Gerade Giulia blieb für mich blass und spröde und ihre Zerrissenheit unglaubwürdig. Anita, die mehr Verluste überleben musste, kam mir da viel näher.
Das Fazit dieses Romans voller Schuld, Liebe und Bedauern: Es ist keine Rechnung zu begleichen! Es geschieht, was geschehen soll. So und nur so kann man Frieden haben und finden.
Insgesamt bleibt bei mir nach dem Lesen dieses Buches ein leichtes Gefühl der Unzufriedenheit zurück.
Ich empfehle dieses Buch historisch interessierten Lesern. Wem es um die Tiefe menschlicher Konflikte und den Widerstreit von Emotionen geht, der wird diesen Roman vielleicht nicht befriedigt beenden.
7 von 10 Punkte von mir