Titel: Der Elblotse. Helmut Schmidts Hamburg
Autor: Matthias Naß
Verlag: Hoffmann und Campe
Erschienen: März 2019
Seitenzahl: 136
ISBN-10: 345500539X
ISBN-13: 9783455005394
Preis: 18.00 EUR
Helmut Schmidt war nicht nur der letzte echte Sozialdemokrat, er war auch Hanseat und Hamburger. Helmut Schmidt war seiner Heimatstadt mehr als nur verbunden, man könnte fast von einer echten Liebe sprechen.
Und die Hamburger liebten und verehrten diesen Mann.
In diesem Buch schildert Matthias Naß die Orte, denen Helmut Schmidt in Hamburg besonders verbunden war.
Vielleicht muss man aber dieses gewisse Hamburg-Gen in sich haben, um das Flair dieses Buches in seiner Gesamtheit wirklich erfassen.
Mit solchen Schwätzern wie Harbeck oder Maaß konnte Schmidt nichts anfangen. Aber auch Scholz genoss nicht gerade seine Wertschätzung. Kevin Kühnert und Andrea Nahles hätte Schmidt in jeder Diskussion am langen Arm verhungern lassen – hatten diese Gestalten doch nun wahrlich nichts zu sagen. Er brauchte die Diskussion die ihm etwas brachte. Für Göring-Eckert oder Claudia Roth nahm er sich nicht einmal die Zeit diese Frauen zu verachten.
Dagegen liebte er das Gespräch und die Diskussion mit Joschka Fischer und weiland auch mit Franz Josef Strauß. Und auch mit dem Anton Hofreiter hätte er sicher gern diskutiert. Hofreiter hatte eine klare Meinung – die man ganz sicher nicht akzeptieren oder teilen muss – aber konnte seine Ansichten wenigstens mit Argumenten unterlegen – auch wenn diese Argumente in der Regel sehr schnell zu widerlegen waren. Hofreiter aber ist promovierter Biologie aber niemand der Studium, Schule oder Berufsausbildung abgebrochen hat – und er ist eben auch kein Blender wieder dieser Dummschwätzer Harbeck.
Solche Gegenparts mochte Helmut Schmidt.
Mir großer Sorge sah er den Niedergang seiner SPD. Und ein gnädiges Schicksal hat wohl dafür gesorgt, dass er die Titanic-Fahrt der SPD nicht bis zum bitteren Ende miterleben musste.
Helmut Schmidt stand auch in seinem Politikerleben zu den Soldatentugenden. Pflichterfüllung und Disziplin. Geschwätz war ihm zuwider. Die Dinge mussten klar auf den Punkt gebracht werden und Leute die nicht zu ihren Ansichten standen waren ihm ein Gräuel.
Helmut Schmidt war ein sehr künstlerisch interessierter Mensch. Literatur, Musik aber auch die bildnerischen Künste fanden stets eine Aufmerksamkeit und sein Interesse. Da hatte seinen Ursprung im Besuch der Lichwark-Schule in Hamburg, eine weltoffene und liberale Schule, eine Schule wo nicht mehr die Jungen und Mädchen getrennt unterrichtet wurden.
Helmut Schmidt hatte einen Riesenrespekt vor den Genossen, die bei jedem Wind und Wetter für die Partei unterwegs waren, Flugblätter verteilen, Plakate kleben, Infostände betreuen. Diesen Menschen war er mehr als zugetan. Ihm waren die Menschen wichtig, nicht dümmliche Gesülze einiger Jusos.
Dieses Buch zeigt die zutiefst menschliche Seite von Helmut Schmidt, nicht nur während seiner Zeit als Politiker, sondern auch als Herausgeber der ZEIT.
Sehr lesenswert, als Hamburger vielleicht sogar ein Muss.
Und es war in der Vergangenheit doch immer wieder bezeichnend, dass die Mehrheit der Menschen sich einen Bundeskanzler wünschten, der schon weit die Neunzig überschritten hatte.
10 Eulenpunkte für ein wunderbar nostalgisches Buch, das aber auch – wenigstens mich – ziemlich wehmütig zurückgelassen hat.