Sie atmete tief ein. Und stieß den Atem wieder aus. Also, das jetzt auch noch. (Seite 157)
„Sie lassen uns keine Luft zum Atmen! Sie wollen uns sterben sehen!“ (S. 484)
574 Seiten, 3 Karten, kartoniert
Verlag: Knaur Taschenbuch Verlag, München 2019
ISBN-10: 3-426-52152-0
ISBN-13: 978-3-426-52152-6
Die Greifenau-Trilogie:
1) Gut Greifenau - Abendglanz
2) Gut Greifenau - Nachtfeuer
3) Gut Greifenau - Morgenröte
Zum Inhalt (eigene Angabe)
Die Handlung dieses Bandes setzt wenige Minuten vor Ende des zweiten vorigen Teiles ein, schließt sich also nahtlos an die bisherigen Geschehnisse an. Konstantin wurde durch ein Attentat schwer verwundet und wird nun von Rebecca - mit Wissen und Billigung des Grafen - gepflegt. Denn solange nicht klar ist, wer den Anschlag verübt hat, soll Konstantin als tot gelten.
Derweil werden die Hochzeitsvorbereitungen für Katharina mit dem Prinzen von Preußen vorangetrieben. Katharinas Wünsche zählen nicht - doch sie beginnt sich mehr und mehr zu sträuben, und schließlich steht die Hochzeit auf der Kippe. Ob sie sich erfolgreich wehren kann?
Auch bei den Dienstboten tut sich einiges, während der Krieg immer noch nicht vorbei ist. Doch das Ende ist in Sicht und am Himmel ziehen für Herr- wie Dienerschaft die Wolken der Veränderung herauf.
Über die Autorin (Verlagsangabe)
Hanna Caspian ist das Pseudonym einer erfolgreichen deutschen Autorin. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften, Sprachen und Politikwissenschaft in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Zuletzt war sie Anzeigenleiterin und Projektmanagerin in einem Fachverlag. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.
Meine Meinung
War es mir im zweiten Band gegen Ende doch etwas viel, so konnte mich dieser abschließende Roman der Trilogie vollends überzeugen. Ich habe eigentlich nur einen wirklichen Kritikpunkt, nämlich (ich will nicht spoilern, weil das mitten im Buch geschieht) die Sache mit Ida; die hätte ich nicht mehr gebraucht, denn auch ansonsten war das Buch randvoll. Aber da diese Entwicklung anders verlief, als ich zunächst befürchtet habe, ist das aus meiner Sicht ein eher schwacher Kritikpunkt, der zu keiner Abwertung führt.
Ansonsten war es wie ein Nachhausekommen zu „alten Freunden“. Von denen man manche mehr, andere weniger mag. Da ich den zweiten Band erst vor kurzem gelesen hatte und dieser direkt anschließt, war ich wieder direkt mitten drinnen im Geschehen. Das Erzähltempo blieb zwar ähnlich den ersten Büchern, doch die Ereignisse beginnen sich, je näher das Ende des Krieges rückt, zu überschlagen, und so ist alleine schon deshalb dauernd etwas los.
Die Figuren bleiben sich treu, nicht alle lernen, sich in den sich verändernden Verhältnissen zurecht zu finden, und halten stur an bisherigen Gewohnheiten und Denkmustern fest. Wer die Vorgängerbände gelesen hat, dem ist hier schon klar, daß dies für Personen wie Konstantin, Rebecca, Alexander oder Katharina nicht zutrifft. Vor allem Katharina macht eine gewaltige Entwicklung durch, die nicht zuletzt auf Grund der äußeren Umstände und dem, was sie erlebt und erleidet, sehr glaubhaft und nachvollziehbar ist.
Ähnlich dem ersten Band werden hier in den Zeiten des Umbruchs grundsätzliche Fragen mehr und mehr aktuell und müssen jeden Tag aufs Neue beantwortet, müssen immer neue Schwierigkeiten gemeistert werden. Indem die Figuren sich diesen stellen oder nicht stellen, sie bewältigen oder nicht bewältigen, wurde mir die Dramatik jener Zeit - und wie groß die Umbrüche waren - erst so recht bewußt. Anschaulicher kann man Geschichte nicht vermitteln - prima.
Wie schon die vorigen Teile, ist auch dieser flüssig zu lesen. Ich konnte mir alles gut vorstellen, das Kopfkino sprang schon bei den ersten Zeilen an, die Figuren handelten in sich schlüssig (auch wenn mir nicht immer alles gefiel, was die so sagten oder taten, aber es paßte zu ihnen), am Ende waren alle losen Fäden fest verknüpft und alle wesentlichen offenen Fragen beantwortet. Zufrieden, aber mit leichtem Bedauern, nun von „alten Freunden“ Abschied nehmen und diese ihren weiteren Lebensweg alleine gehen lassen zu müssen, habe ich das Buch zu´geklappt. In dem sicheren Bewußtsein, daß die Trilogie einen festen Platz in meiner Bibliothek hat und gewißlich eines nicht zu fernen Tages wieder auf dem Leseplan stehen wird.
Mein Fazit
Grandioser Abschluß einer insgesamt hervorragenden Trilogie über die Zeit des Ersten Weltkrieges, das Ende der Monarchie und das Heraufdämmern der Weimarer Republik. Als wäre man selbst dabei gewesen - die Figuren werden mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben.