Lesung mit Karosh Taha: "Beschreibung einer Krabbenwanderung"
Diese Hochhaussiedlungen kennen wir alle. In Duisburg-Marxloh, der Dortmunder Nordstadt oder Köln-Chorweiler. Und in so einer Ecke wohnt eine vierköpfige Familie aus dem Irak - irgendwo in Deutschland. Die Mutter ist depressiv, der Vater nur noch halb bei der Sache, die Schwester launisch und Sanaa mitten drin.
Eigentlich könnte alles gut sein: Sanaa ist Anfang 20, studiert, hat einen festen Freund und noch einen nicht ganz so festen Freund, mit dem sie hin und wieder ins Bett geht. Doch eigentlich möchte sie von beiden nur eins: Sex. Für mehr hat sie keinen Kopf. Denn sie muss die Familie zusammenhalten.
Sex bedeutet für sie Ablenkung. Einmal den Kopf frei bekommen. Einmal nicht an das Leben im Hochhaus denken. An ihr zu Hause. Denn dort teilt sie sich ein Zimmer mit ihrer kleinen pubertierenden Schwester. Im Wohnzimmer ist auch nicht mehr Platz. Da machen sich ihre konservative Tante und deren dicke Freundin breit. Fläzen ihren ausladenden Hintern auf der durchgesessenen Couch, rauchen Kette und lästern über die kurdische Verwandtschaft. Und ihre Eltern? Die Mutter steht entweder abwesend auf dem Balkon und beobachtet den Himmel oder liegt heulend im Schlafzimmer-Bett. Ihr Vater kann das ganze wohl auch nicht länger ertragen und flüchtet ins Teehaus. Zu Hause ist er fast gar nicht mehr.
"Beschreibung einer Krabbenwanderung" ist ein Roman über das Leben einer Einwanderungsfamilie in Deutschland. Über Isolation, Anderssein, Erinnerungen und Zerissenheit.
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